Frank A. Meyer – die Kolumne
Bei Hofe

Publiziert: 17.11.2019 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 15:23 Uhr
Frank A. Meyer

Das WEF will die WOZ nicht bei seiner Jahrespressekonferenz dabeihaben. Begründet wird der Ausschluss der linken Wochenzeitung damit, dass man beim Weltwirtschaftsforum in Davos jene Medien bevorzuge, mit denen man auch übers Jahr zusammenarbeite.

Das World Economic Forum ist eine Gründung von Klaus Schwab. Trotzdem ist es kein privater Anlass. Das WEF wird mit Millionen Steuergeldern subventioniert. Polizei und Armee sind in der Davos-Woche im Januar Tag und Nacht im Einsatz, um die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten.

Legitimiert wird dieses Engagement des Kantons Graubünden und des Bundes mit der Bedeutung des WEF für die Schweiz. In der Tat finden die Show, das Spektakel, die Performance, die Inszenierung im abgehobenen Milieu der Wirtschaftselite rund um den Globus Beachtung.

Eine andere Sache ist, ob diese Beachtung die Millionensubventionen rechtfertigt. Zudem gebietet das Forum über ein Vermögen von mehreren Hundert Millionen Franken. Es könnte seine Sicherheit aus der eigenen Tasche finanzieren.

Das WEF ist die persönliche Leistung von Klaus Schwab. Themensetzung und Eröffnungsrede des Patriarchen huldigen Jahr für Jahr der gerade herrschenden politisch-wirtschaftlichen Wetterlage. Klaus Schwab segelt gerne im Wind.

Ist das WEF mehr als Wind?

Es ist vor allem ein Ort, wo sich trefflich und diskret Geschäfte anbahnen lassen, wo man sich zum vereinbarten Tête-à-Tête trifft, aber auch cool-zufällig am Skilift oder diskret-vertraut in der Bar – und durchaus auch die dargebotenen Diskussionsrunden geniesst. Schliesslich ist man sich zu Wein und Whisky einen Schuss intellektueller Weltläufigkeit schuldig.

Die Davoser WEF-Woche ist eine politisch-kulturell verbrämte Deal-Woche, sie ist Klaus Schwabs Gesamtkunstwerk – eine Installation für Kapitalisten, die sich ein schlechtes Gewissen leisten.

Dass da die linke, die sehr linke Wochenzeitung ferngehalten werden soll, eröffnet tiefe Einblicke in die Provinzialität des WEF – die übrigens auch der WOZ-Ideologie nicht fremd ist.

Ja, die WOZ passt hervorragend zum WEF.

Doch darum geht es nicht. Es geht um die Pressefreiheit. Und also geht es um die Demokratie-Nation Schweiz, die das WEF zu ihrer Sache gemacht hat – und sich dabei nicht lumpen lässt.

Weshalb es ganz undenkbar ist, dass Klaus Schwab missionarisch-selbstvergessen die Pressefreiheit ausser Kraft setzt, ohne dass dies Konsequenzen hat: Ein WEF, das die WOZ oder irgendeine andere relevante Publikation der Schweiz ausschliesst, darf von ebendieser demokratischen Schweiz nicht mehr subventioniert werden!

Die Republik finanziert keinen Hof samt Schranzen. Auch nicht den von Klaus Schwab.

Die Republik finanziert – wenn überhaupt – ein gesellschaftlich relevantes, den Medien offenes Forum.

Besondere Beachtung verdient die Ausrede, das WEF bevorzuge Journalisten, mit denen man auch übers Jahr zusammenarbeite. Das Wort «zusammenarbeiten» hats in sich: Ein Forum, das vorgibt, kritische Debatten zu veranstalten, ist an kritischer Berichterstattung interessiert. Das nämlich ist die normale Rollenverteilung zwischen Veranstalter und Medien. Mit «zusammenarbeiten» hat das nichts zu tun.

Zusammenarbeiten ist etwas anderes – deutlicher wäre das höfische Wort «zudienen», was man beim WEF auch so meint. In der Tat finden sich WEF-Zudiener in den Schweizer Redaktionen zuhauf. An ihnen wäre es jetzt, sich mit der «Wochenzeitung» solidarisch zu zeigen. 

WEF 2020

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

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