Saunas haben etwas Perfides. Ich weiss nicht genau, ob ich die Hitze nicht mag, die Langeweile nicht ertrag oder mich die Nacktheit überfordert. Wobei ich bei Letzterem auch nicht sicher bin, ob mich meine oder die der anderen stört. Bis vor kurzem war ich mir sicher: Ich will all diese schlaffen und straffen, schönen und hässlichen Körper gar nicht sehen. Und all die Leute, die immer proklamieren, Nacktsein in der Öffentlichkeit sei so normal, gehen mir auf den Sack.
In der Winterzeit ist man mit dem Saunieren dauerkonfrontiert. So bin auch ich in eine Saunalandschaft (Hasswort 1) eingetaucht (Hasswort 2). Und zwar gleich zwei Mal: in zwei Ländern mit zwei unterschiedlichen Begleitungen. Beim Saunieren bin ich sehr jungfräulich und frage mich immer wieder: Wann zieh ich die Badekleidung aus? Nehme ich das Handtuch mit? Und wo sind die Schlappen? (Ich ekle mich vor Haaren und fürchte mich vor Fusspilz.) Die Details geklärt, trete ich in den Holzbunker und setze mich auf die warmen Latten. Aus Holz. Hier folgt nun kein detaillierter Beobachtungsbericht aus der Sauna und auch keine Tippliste, ob man nun schwatzen darf oder nicht (darf man nicht!). Es folgen grundlegende Erkenntnisse.
Erkenntnis Nummer 1: Sie denken, Ihr Körper sei nicht schön genug? Gehen Sie in die Sauna! Es tut geradezu gut, all die nackten Körper zu sehen: die realen Körper, nicht die Plakatfiguren und Instagrammodels. Da sitzen sie, die dicken, die schlaffen und die alternden Körper – genau so wie die jugendlichen, straffen und schlanken.
Erkenntnis Nummer 2: Männer sitzen selbstbewusst auf den Holzbänken, stolz auf ihre aufrechte Haltung, stolz auf ihr Geschlechtsteil. Frauen kauern verschämt in den Ecken: gebückte Haltung, Beine angewinkelt, Arme vor der Brust oder besser noch Handtuch eng an den Körper gepresst.
Da sieht man es wieder. Für Männer ist sogar Nacktsein selbstverständlich. Beim nächsten Saunabesuch mach ich auch die Beine breit.