Fest der Liebe – für alle

Aline Trede über Nächstenliebe, Kinderliebe und Kinderschutz
Publiziert: 29.12.2024 um 09:09 Uhr
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Aktuell leben in der Schweiz 4000 Personen von der Nothilfe, darunter viele Kinder.
Foto: Keystone

Nun ist es hinter uns, das Fest der Liebe, der Familie, der Freundschaft. Schön, sind wir mit unseren Familien, Kindern und Freund:innen in der warmen Stube zusammengesessen.

Es geht längst nicht allen auf der Welt so gut wie uns. Wir haben das Privileg, in einem so sicheren und reichen Land leben zu dürfen. Die globale Situation aber macht viele von uns ohnmächtig.

Auch viele Kinder leiden – auch hierzulande. Die Eidgenössische Migrationskommission hat eine Studie veröffentlicht, in der sie die schweizweite Situation der Kinder- und Jugendlichen, die im Nothilfesystem der Schweiz leben, untersuchte.

Familien werden in Rückkehrzentren verschoben, wo erwiesenermassen der Kinderschutz nicht gewährleistet ist. Das Berner Onlinemagazin «Hauptstadt» hat eine Iranerin begleitet, die kurz vor einer Anstellung einen negativen Asylentscheid erhielt, aus ihrem Umfeld gerissen wurde und mit Mann und Kind in ein Rückkehrzentrum musste.

Aktuell leben in der Schweiz 4000 Personen von der Nothilfe, 774 davon sind Kinder. Nothilfe bedeutet Unterkunft in einem Rückkehrzentrum, obligatorische Krankenversicherung und 10 Franken pro Person und Tag für Essen, Hygieneartikel, Kleider etc. Arbeiten dürfen die Menschen im Nothilfesystem nicht.

Die Kinder und Jugendlichen sind in ihrer Gesundheit und ihrer Entwicklung gefährdet, die meisten sind in einem schlechten psychischen Zustand. Oftmals wurden sie aus ihrem schulischen Umfeld gerissen, die allermeisten haben traumatische Erlebnisse in ihren Heimatländern erlebt, und es herrscht Perspektivlosigkeit.

Schon länger wissen wir, dass die Lebensbedingungen der Kinder in den Schweizer Zentren weder mit der Uno-Kinderrechtskonvention noch mit unseren Grundrechten und Gesetzen vereinbar sind.

In unserer reichen Schweiz wäre es das Mindeste und Liberalste, den Kleinsten unserer Gesellschaft eine Perspektive und eine Zukunft zu bieten.

Wir schauen ohnmächtig auf das Weltgeschehen, aber hier könnten wir sehr einfach etwas tun. Da ist weder Ohnmacht noch Geld das Problem, sondern der politische Wille. Wo bleibt also die viel gepriesene Nächstenliebe?

* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt jeden zweiten Sonntag für uns – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.

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