Um eines vorwegzunehmen: Die Europäische Union verdient keinen Applaus. Die Brüsseler Bürokraten nehmen in ihrem furiosen Feldzug gegen den eidgenössischen Forschungsstandort Opfer auf allen Seiten in Kauf. Der Rauswurf der Schweiz aus Horizon Europe und ihre Herabstufung zum Drittstaat spotten jeder Verhältnismässigkeit.
Und doch sollte die Resolution von ETH-Rat, Universitäten und dem Verband Scienceindustries, über die wir heute berichten, manchen Politikerinnen und Politikern zu denken geben. Jenen nämlich, die am 26. Mai klatschten, nachdem der Bundesrat das institutionelle Rahmenabkommen versenkt hatte.
ETH-Ratspräsident Hengartner und die Mitunterzeichner sind keine Marktschreier. Ihre konkrete Schilderung der Missstände nach dem damals bereits absehbaren Horizon-Ausschluss entlarvt einiges: etwa die Erzählung vom überschätzten Kontinentaleuropa. Und die von Konservativen gern vorgetragene Mär, wir hätten uns bloss mit Harvard, Berkeley und Oxford zu vernetzen, und alles werde gut – obwohl unsere Nachbarländer die Hälfte der hiesigen Forschungspartnerschaften ausmachen.
Demaskiert werden auch die Kräfte, die im Vorfeld des 26. Mai grossspurig einen Plan B angekündigt hatten, um die Nachteile für Wissenschaft und Industrie abzufedern. Man erinnert sich an gewisse Wirtschaftskomitees und bürgerliche Spitzenpolitiker, aber auch an prominente Gewerkschaftsvertreter. Wir warten gespannt auf ihre Rezepte.