Wenige Themen betreffen uns Menschen so grundlegend und lösen so viele Emotionen aus wie die Ernährung. Von Beginn unserer Existenz an sind wir auf Nahrung angewiesen. Und während manche Menschen immer noch Hunger leiden, kämpfen andere gegen Übergewicht und Fettleibigkeit – mit entsprechenden Folgen für ihre Gesundheit und die Gesundheitssysteme in den betroffenen Ländern.
Derzeit leben mehr als siebeneinhalb Milliarden Menschen auf der Erde, bis zum Jahr 2050 sind es voraussichtlich gegen zehn Milliarden. Sie alle brauchen Zugang zu sicheren, gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln.
Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, ist für unsere Gesundheit von Bedeutung, und wie wir unsere Nahrungsmittel produzieren, hat direkte Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Wie ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Weltklimarats zeigt, verursacht die ganze Nahrungsproduktionskette zwischen 21 und 37 Prozent der menschgemachten CO2-Emissionen.
Mit neuen Technologien gegen den Klimawandel
Wir müssen demnach unsere Äcker und Wälder nicht nur nachhaltig nutzen, um die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern. Wir müssen es auch tun, um den Klimawandel einzudämmen. Universitäten auf der ganzen Welt arbeiten an Lösungen, um die Nahrungsmittelproduktion und den Konsum klimaschonender zu gestalten.
Das Spektrum der an der ETH Zürich erforschten Themen reicht von dürreresistenten Pflanzen und neuen Züchtungen bis hin zu Strategien, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Auch Smart Farming könnte in Zukunft helfen, Ernteerträge zu steigern und den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft zu reduzieren.
Seit 2011 verfügt die ETH mit dem World Food System Center über ein Kompetenzzentrum, das die Zusammenarbeit mit lokalen und globalen Partnern aus der Industrie fördert. Ein solcher Ansatz ist deshalb so wichtig, weil es Lösungen entlang der ganzen Wertschöpfungskette braucht. Neue Technologien können ihre Wirkung nur entfalten, wenn Landwirtschaft, verarbeitende Industrie und Konsumentinnen und Konsumenten sie akzeptieren und praktizieren.
Pflanzenbasiertes Poulet als Fleischersatz
Neue lebensmitteltechnologische Verfahren können dazu beitragen, die wachsende Nachfrage nach Fleisch alternativ zu befriedigen, in Form von pflanzenbasierten Lebensmitteln. Erste Ideen für alternative Proteinquellen haben den Sprung aus den Labors geschafft. So hat etwa ein ETH-Spin-off ein veganes Poulet aus Erbsen lanciert, dessen Herstellung gegenüber normalem Hühnerfleisch zwei Drittel der Treibhausgase und Landfläche einspart und nur etwa die Hälfte Energie benötigt.
Wie gut ihr Produkt ankommt, testen zurzeit verschiedene Restaurants in Zürich, Luzern und Genf. Das Erbsenpoulet dürfte dem Güggeli ebenso wenig den Rang ablaufen, wie die Olma-Bratwurst die Konkurrenz veganer Burger fürchten muss.
Aber die Gruppe der Menschen, die Fleisch bewusst konsumiert und offen für vegane Speisen ist, wird grösser. Und somit entwickelt sich zwischen überzeugten Fleischessern und strikten Fleischverweigerern eine neue Kraft, die eine Veränderung in unserem Konsumverhalten bewirken kann.
Ihr Joël Mesot