Ein Land ohne Verkehrsplanung
Die Schweiz braucht mehr China

Der Autobahnausbau wurde gestoppt, bei der Bahn droht eine Kostenexplosion. Das Grundproblem liegt aber tiefer: Die Eidgenossenschaft macht Verkehrspolitik statt Verkehrsplanung.
Publiziert: 01.12.2024 um 08:33 Uhr
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Die Schweizer Verkehrspolitik steckt in einer Sackgasse.
Foto: Keystone
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Europa und die Schweiz reden seit Jahren von Klimapolitik. Einen der grössten Erfolge auf dem Weg zu einem saubereren Planeten haben aber die Chinesen vorzuweisen: Im Reich der Mitte stellen Elektroautos mittlerweile die Mehrheit der zugelassenen Neuwagen.

Erreicht wurde dieser Meilenstein durch Abwrackprämien und Steuererleichterungen für Käufer sowie Subventionen für die Hersteller. Gleichzeitig hat die Regierung in Peking die Ladeinfrastruktur massiv ausgebaut.

Für Menschen, die nicht im Jahr «1984» leben möchten, ist ein Umzug nach Fernost trotz Siegeszug der Elektromobilität wenig attraktiv. In der Verkehrspolitik könnte der Schweiz ein bisschen mehr China aber nicht schaden. 

Auto und Zug nicht gegeneinander ausspielen

Dabei ist «Politik» das richtige Wort. Denn von Verkehrsplanung kann hierzulande kaum die Rede sein. In den Verkehrskommissionen des Parlaments, insbesondere des Ständerats, soll es zuweilen zugehen, wie auf einem Basar: Jeder versucht, für seinen Kanton Neubaustrecke, Tunnel oder Tiefbahnhof herauszuholen.

Hinzu kommt, dass für die Schiene das Bundesamt für Verkehr (BAV) zuständig ist. Der Individualverkehr dagegen liegt in den Händen des Bundesamts für Strassen (Astra). Der einzige gemeinsame Nenner: Albert Rösti (57).

Der Verkehrsminister sollte das Nein zum Autobahnausbau sowie die drohende Kostenexplosion bei der Bahn zum Anlass nehmen, um für die Agglo Schweiz endlich eine ganzheitliche Vision zu entwickeln.

Eine Vision, in der Auto und Zug nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern gemeinsam in eine Richtung fahren. Ohne Stau und Verspätungen.

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