Ein Jahr nach dem Frauenstreik
Frauen sind zu Recht wütend

Redaktorin Dana Liechti findet: Seit dem Frauenstreik hat sich zu wenig verändert.
Publiziert: 06.06.2020 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2020 um 01:46 Uhr
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Redaktorin Dana Liechti.
Foto: Paul Seewer
Dana Liechti

Noch immer sind Frauen mit Sexismus konfrontiert. Noch immer ­werden ihre Bedürfnisse und ihre Lebenswirklichkeit im politischen Diskurs kaum beachtet. Noch immer gelten laute und forsche Frauen als unangenehm. Noch immer bekleiden vor allem Männer Führungspositionen. Noch immer finden ­Frauen in unserer Sprache kaum Platz und müssen damit leben, einfach mitgemeint zu sein. Noch immer übernehmen Frauen den Grossteil der Haus- und Erziehungs­arbeit. Noch immer zahlen Frauen zu viel für Hygieneprodukte wie Tampons. Noch immer ist die Mehrheit der Politiker in der Schweiz männlich. Noch immer werden Frauen auf ihr Äusseres reduziert. Noch immer haben Frauen ein ungutes Gefühl im Bauch, wenn sie abends allein unterwegs sind. Noch immer werden Frauen oft nicht ernst genommen, wenn sie von erlebter sexueller Gewalt berichten. Noch immer wird ihnen auf der Strasse nachgepfiffen. ­Ungefragt. Noch immer werden Frauen­körper in der Werbung ­sexualisiert. Noch immer sterben Frauen durch häusliche Gewalt. Und noch immer sind vor allem Migrantinnen, Schwarze Frauen, Women of Color sowie Menschen, die sich keiner traditionellen Geschlechtsrolle zugehörig fühlen, mehrfach von den vielen Nachteilen betroffen.

Leider lässt sich diese Liste schier endlos weiterführen. Aber sie reicht wohl aus, um zu verdeutlichen, dass sich seit dem grossen Frauenstreik noch viel zu wenig verändert hat. Und wa­rum die Frauen noch immer unzäh­lige Gründe ­haben, wütend zu sein.

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