Die Mädchensekundarschule St. Katharina im sankt-gallischen Wil blickt auf eine 200-jährige Geschichte zurück. Gegründet wurde sie zur Zeit der Französischen Revolution durch das gleichnamige Kloster.
Der damals herrschende Zeitgeist forderte die Trennung von Staat und Kirche. Doch das Institut aus der Zeit der Aufklärung überstand alle Stürme und Seuchen, Krisen und Kriege. Heute liefert es dank eines Vertrags mit der Stadt ein Bildungsangebot im öffentlichen Auftrag. Ist dieses Modell veraltet? Bei den Mädchen jedenfalls steht das «Kathi» hoch im Kurs. Auch Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter zählt zu seinen Absolventinnen.
Kann etwas unzeitgemäss sein, das beim Nachwuchs beliebt ist? Und was sagt es über unsere Gegenwart aus, in der alles auf Inklusion getrimmt wird, dass so viele Schülerinnen in eine reine Mädcheneinrichtung wollen?
Ob die Gründerinnen mit dem mirakulösen Erfolg gerechnet hatten, ist nicht bekannt. Doch mit Sicherheit konnten die Frauen zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht wissen, was sich anno 2025 ereignen wird: Nicht eine Typhus-Epidemie oder ein Erdbeben oder ein Weltkrieg bedrohen die Schule heute existenziell – sondern eine Gruppe besorgter Bürger:innen, die mit gleichgepolten Juristen zur Diskriminierungskeule greifen.
Die jungen Grünen hatten Beschwerde gegen die Schule eingereicht. Möglicherweise fühlte sich eine Aktivistin unwohl beim Anblick des Kreuzes oder beim Gedanken daran, dass eine «Kathi»-Schülerin mit der Geschlechtsumwandlung auch die Bildungsstätte wechseln müsste. Einen Bogen darum zu machen, reicht den Inquisitor*innen nicht; was stört, muss weg.
Der Fall landete beim Bundesgericht in Lausanne. Dort kannten drei von fünf Richtern unter Führung einer SP-Vertreterin keine Gnade. Ihr Verdikt: Die Schule ist zu katholisch und zu weiblich. Das «Kathi» darf in dieser Form nicht bestehen bleiben. Die Leitung steht vor einem Scherbenhaufen; es droht die Schliessung.
Vielleicht haben die Rechtsgelehrten durchaus einen Punkt, vielleicht sollte man das Urteil im Sinne der Gewaltenteilung einfach respektieren. Aber von der Geisterstunde in Lausanne bleibt ein schaler Nachgeschmack – und das Gefühl von kultureller Selbstzerstörung.