Seien Sie beruhigt: Hier folgt kein Jubiläumstext über die Covid-Pandemie, keine Erinnerungsorgie an den Lockdown, den der Bundesrat genau heute vor fünf Jahren, am 16. März 2020 ausgerufen hatte. Nein, von diesem Thema haben wir genug. Wir wollen nie mehr an die allgemeine Aufregung jener Tage erinnert werden. Wir wollen nie mehr an diesen Ausbruch kollektiver Zwangsneurosen denken. Und wir wollen Begriffe wie Durchseuchen, Impfdrängler, Corona-Leugner oder Superspreader genauso von unserer Festplatte löschen wie den staatlichen Ratschlag «Bleiben Sie zu Hause».
Was vielleicht auch daran liegt, dass wir all die Irrtümer und Fehleinschätzungen verdrängen möchten, denen wir damals erlegen sind. Denn die springen mit der zeitlichen Distanz so deutlich ins Auge wie noch nie.
Da war zum Beispiel das dröhnende Pathos von Politikern, Experten und uns Medienschaffenden, all das Gerede von Zeitenwende, Zäsur und zeitgeschichtlichen Dimensionen.
Doch ganz so einfach, wie Meinungsmacher in ihrer Sehnsucht nach Drama, Gloria und Hosianna es gerne hätten, lässt sich eben doch keine neue Epoche herbeireden. Was hat sich denn durch die Seuche nachhaltig geändert, ausser dass die Dienstleistungsgesellschaft heute ein paar Tage mehr im Homeoffice verbringt? Nichts.
Zu den Peinlichkeiten jener Zeit gehört die Hysterie auf beiden Seiten. Hier das «Diktatur»-Gedöns und die irren Verschwörungstheorien der Massnahmenkritiker, dort die Moralkeulen der Gegenseite, deren rhetorisches Arsenal von Nazi-Vergleichen bis zu Mordvorwürfen reichte.
Entgegen mancher Befürchtungen ist die Schweiz nicht zur Tyrannei geworden. Alain Berset hat sich nicht zum Diktator auf Lebenszeit ausgerufen. Die Wissenschaft erfreut sich immer noch aller Freiheiten. Die Schulkinder von damals haben keinen Dachschaden davongetragen. In der Politik hat sich keine Schwurbler-Bewegung etabliert. Mass-Voll!-Chef Nicolas Rimoldi ist nicht Bundesrat geworden. Und woher stammt jetzt eigentlich dieses Virus?
So schnell ereignet sich keine Zeitenwende. Das sollte uns eine Mahnung zu mehr Gelassenheit sein. Gerade in diesen Tagen von Trump-Manie, Kriegsgeschrei und Zukunftsangst.