Mit dem TV-Interview am vergangenen Wochenende wollte er es wieder richten. Doch Prinz Andrew hat es nach Strich und Faden verbockt. Der 59-jährige Lieblingssohn der Queen sollte über seine Freundschaft mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (†66) Klartext sprechen. Und er sollte auch endlich Auskunft geben über seine Beziehung mit der heute 35-jährigen Virginia Roberts Giuffre. Sie ist eines der Missbrauchsopfer von Epstein und behauptet, auch zum Sex mit Andrew gezwungen worden zu sein.
Fast eine Stunde lang flüchtete sich Andrew vor einem Millionenpublikum in bizarre Ausreden. So behauptete er, er könne sich an keine früheren Begegnungen mit Roberts Giuffre erinnern, obwohl es Beweisfotos dafür gibt. Keine Entschuldigung, kein Wort der Reue kam über die Lippen. Die Öffentlichkeit war entsetzt.
Die Queen musste handeln und drängte ihn wenige Tage später zur Bekanntgabe, sich vorerst von allen royalen Aufgaben zurückzuziehen. Er habe «grosses Mitgefühl» mit den Opfern, so Andrew. Das klingt wie blanker Hohn.
Die Queen musste sich wieder einmal vor einen ihrer Männer stellen. Wie schon so oft in der Vergangenheit. Denn sie waren es meist, die für die grossen Skandale am Hof sorgten: So beispielsweise Anfang der 90er-Jahre, als das Telefonsex-Gespräch zwischen Prinz Charles und seiner damaligen Geliebten Camilla publik wurde. Oder 2005, als Fotos auftauchten, die Prinz Harry in Nazi-Uniform an einem Kostümfest zeigten. Sogar ihr Ehemann Prinz Philip bereitet der Queen immer wieder Kopfzerbrechen. Zuletzt Anfang des Jahres, als er sich mit 97 nochmals hinters Steuer setzte und einen Unfall baute.
All das war peinlich, bisweilen sogar grotesk. Aber die jetzige Verstrickung in einen Skandal, bei dem es um Missbrauch von Minderjährigen geht – das dürfte selbst für die britische Krone zu viel sein. Als Nächstes droht Prinz Andrew ein Verhör durch die US-Strafbehörde. Er könnte sogar in den Knast kommen.
Während die Männer dafür sorgen, dass die britische Monarchie bröckelt, kann sich Elizabeth wenigstens auf die Frauen am Hof verlassen. Kate glänzt weiterhin bei jeder royalen Veranstaltung mit ihrem Charme, verzaubert die Menschen mit ihrem Engagement für Kinder und Familien in Not. Meghan anderseits sammelt beim Volk Sympathiepunkte, weil sie sich nicht verbiegen lässt und ihre Stimme erhebt, um sich für Gleichberechtigung einzusetzen.
Vom Rückgrat und Anstand der weiblichen Royals könnten sich die Männer im Buckingham-Palast eine Scheibe abschneiden. Hätten sie dies schon früher getan, müsste sich die Monarchie jetzt nicht überlegen, wie sie schlimmste Krise der letzten Jahrzehnte meistert. Am Ende muss es wohl die Queen selbst wieder richten. Und mit ihren 93 Jahren härter denn je durchgreifen.