Trump, Greta und Sommaruga
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Der Chef am WEF
Trump, Greta und Sommaruga

Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, berichtet von seinen Eindrücken am WEF. Heute schildert er den Tag, der mit Trump und Greta gegensätzlicher nicht hätte sein können.
Publiziert: 21.01.2020 um 22:05 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2020 um 09:09 Uhr
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Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

«Remember?» titelten wir am Dienstag auf der Frontseite und zeigten US-Präsident Donald Trump (73), wie er vor zwei Jahren den BLICK mit seinem Konterfei in die Höhe hielt.

Nun stand er erneut im Zentrum des WEF – zusammen mit einer anderen Person, die das totale Gegenteil verkörpert: Klima-Aktivistin Greta Thunberg (17).

Trump hält eine flammende Wahlkampfrede und ruft in den Saal: «Der amerikanische Traum ist zurück!» Er rattert Dutzende Zahlen vom Teleprompter runter, die beweisen sollen, wie das Land unter seiner Führung von der Misere zur Glorie zurückgefunden habe.

Die Arbeitslosigkeit auf tiefstem Stand der Geschichte, neue Fabriken gebaut, Jobs geschaffen, Kinderbetreuung günstiger, Steuern moderater, die Bürokratie eingedämmt, die Luft sauberer, das Wasser klarer – die USA, ein Paradies auf Erden!

Und das dank ihm, Donald J. Trump, dem 45. Präsidenten der USA!

Trump predigt Wirtschaftswachstum und greift die Warner vor einer Klimakatastrophe frontal an: «Wir lassen niemals radikale Sozialisten über uns entscheiden!»

Die berühmteste Warnerin ist Greta. Das schwedische Mädchen tritt kurz nach Trump auf und redet den Mächtigen mit wütender Stimme ins Gewissen.

«Wie könnt ihr es vor euren Kindern verantworten, dass ihr nichts tut?», sagt sie etwa. Oder: «Ihr redet nur und ändert nichts!»

Ihre kontrollierten Wutausbrüche werden von ebenso vielen Handys aufgenommen wie Trumps Selbstbeweihräucherung. Beide sind ein Happening, und beide haben den «Geist von Davos» nicht recht begriffen: dass es darum geht, aufeinander zuzugehen.

Pessimistin Greta, Optimist Trump – und dann spricht da noch Simonetta Sommaruga (59), die als Bundespräsidentin die traditionelle Eröffnungsrede hält.

Sommaruga entpuppt sich als kleine oder eher: grosse Greta: «The world is on fire» – die Welt brennt! Auch sie appelliert in bester Aktivistenmanier an die Entscheidungsträger, sie müssten endlich handeln.

Die Bundespräsidentin verpasst damit die Chance, vor der Welt für die Schweiz zu werben. Unser Land kommt in ihrer Rede mit keinem Wort vor! Und dass sie vergisst, WEF-Gründer Klaus Schwab (81) zum 50-Jahr-Jubiläum zu gratulieren, ist zumindest unhöflich.

Immerhin aber hat Sommaruga eine klare Botschaft, die jeder begreift, und sie spricht ein Englisch, das jeder versteht. Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht: Die Eröffnungsrede war in früheren Jahren nicht selten mehr peinlich als magistral.

WEF 2020

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

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