«Hier verpasst man fast alles»
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Chef am WEF:«Hier verpasst man fast alles»

Der Chef am WEF
Iss, wenn du essen kannst!

Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, schildert seine Erlebnisse am WEF. Heute: Über den richtigen Mix von Inhalt, Glamour und Partys.
Publiziert: 22.01.2019 um 23:25 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2019 um 16:53 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe.
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Christian Dorer

Ich bin zum 17. Mal am WEF und weiss: Ich verpasse fast alles! Innert vier Tagen finden 400 offizielle Veranstaltungen statt, zusätzlich private Frühstücke, Empfänge, Partys. Alles läuft parallel, ich muss mich für weniges entscheiden und auf vieles verzichten. Trotzdem renne ich von frühmorgens bis spätabends von Termin zu Termin.

Ein Fixpunkt ist die Eröffnungsrede des Schweizer Bundespräsidenten. Ueli Maurer (68) verbreitet gute Laune und ruft in den Saal: «Have fun and pleasure!» Seine tiefgründigere Botschaft muss man zwischen den Zeilen lesen. Wenn er von der Schweizer Demokratie schwärmt und sagt, dass wir nicht nur eine offene Wirtschaft haben, sondern auch Ideen offen austauschen. Die Despoten unter den WEF-Teilnehmern hören solches gar nicht gern.

Normalerweise spricht gleich danach der Präsident eines Gastlandes – von China, Indien, Frankreich. Diesmal begrüsst WEF-Gründer Klaus Schwab (80) sechs «Global Shapers» auf der Bühne, ausserordentlich engagierte Jungs und Girls, quasi die Jugendabteilung des WEF. Schwab hat viele Fähigkeiten, aber ein begnadeter Moderator ist er nicht, und so kommt die Runde leider nicht recht in Fahrt.

Immer mal wieder bringen Hollywood-Stars Glamour nach Davos. Heuer übernimmt Prinz William (36) diesen Part. Er befragt den legendären Natur- und Tierfotografen Sir David Attenborough (92). Der Prinz macht sich, im Gegensatz zu Schwab, hervorragend als Interviewer. Ich würde ihn beim BLICK sofort einstellen!

Gleichzeitig hat es etwas Komisches, den britischen Thronfolger im Small Talk über exotische Tiere zu sehen, während sein Land im Brexit-Chaos versinkt. Mich hätte interessiert, was er dazu denkt, aber er entschwindet durch den Seitenausgang.

Die Partys am Abend widerspiegeln in ihrer Üppigkeit oder Bescheidenheit die jeweilige Wirtschaftslage. Irgendwelche Häppchen gibt es zum Glück immer – und ich schlage zu, wann immer es geht. Schliesslich weiss ich in dem ganzen Gewusel nie, wann ich wieder Zeit habe für Verpflegung.

Am Buffet treffe ich eine US-Journalistin. Ihr ergeht es gleich. Ihr Motto am WEF: «Eat when you can eat, sleep when you can sleep.» Iss, wenn du essen kannst. Und schlafe, wenn du schlafen kannst.

WEF 2020

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

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