Die erfolgreichste Metalband aller Zeiten hat ein neues Album. «72 seasons» heisst die knallgelbe Metallica-Scheibe. Die 72 Jahreszeiten stehen für die ersten 18 Lebensjahre, um die sich die Songs denn auch drehen sollen. Wer sich da einen Hinweis auf den 80er-Thrash-Sound erhofft, den die damals jungen Stürmer und Dränger aus Kalifornien spielten, wird enttäuscht. Die Schwermetaller versuchen ein paar neue Ideen mit ihrem mittlerweile bewährten Sound der letzten Jahre zu verweben. Doch unter dem Strich bleibt das Album uninspiriert. Gitarrist Kirk Hammett quält sich und die Zuhörer durch die Solos, von denen kein einziges im Ohr bleibt. Die Songs sind zu lang, oft monoton, fast schon langweilig.
Dennoch haben sie das gewisse Etwas. Würde das Album von einem neuen Künstler kommen, es wäre nicht halb so gut. Ein Teil dieses Etwas kommt aus der unverkennbaren Stimme von Sänger James Hetfield, ein Teil aus den altbekannten schweren Gitarrenklängen. Wer sich mit den kurzhaarigen, düsteren Rockern der 90er-Jahre anfreunden konnte, wird auch an der neuen Scheibe seine Freude haben. «72 seasons» ist schlecht, ohne Frage, aber nicht schlecht genug. Hört man nicht kritisch-vergleichend, dann klingt es einfach nach Metallica, und der Kopf beginnt freudig zu wippen.