Bundesrat Ueli Maurer erwägt, im kommenden Jahr nicht als Bundespräsident nach Saudi-Arabien zu reisen. So berichtet es die «Schweiz am Wochenende». Grund ist die Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul.
Bereits zuvor hatten Schweizer Wirtschaftsführer ihre Teilnahme an einem Gipfeltreffen in Riad abgesagt. So richtig es ist, dass Maurer seine Reise prüft und die Spitzen der Schweizer Grossunternehmen schlechte PR scheuen, so durchsichtig, ja unglaubwürdig wirkt das plötzliche Fremdeln mit den Petro-Scheichs. Kein Schweizer Vertreter verzichtete auf Kontakt mit Riad, als der Blogger Raif Badawi 2015 öffentlich ausgepeitscht wurde.
Die blutige Unterdrückung der Opposition in Bahrain oder die Zigtausenden Toten im Jemen waren nie ein Grund, auf Geschäfte mit den Saudis zu verzichten. Lieber bejubelte man die Reförmchen des Kronprinzen Mohammed bin Salman. Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann reiste noch 2017 ohne Bedenken ins Wüstenreich. Nein, der Westen, die Schweiz wissen, mit wem wir da seit Jahrzehnten kuscheln: mit einer absolutistischen Monarchie, deren wichtigstes Exportgut neben Erdöl ihr Fundamentalismus ist – eine Ideologie, in deren Geist rund um den Globus Unschuldige sterben. Für die Tötung Khashoggis prasselt nun endlich Kritik auf die Saudis ein. Doch wie die Vergangenheit zeigt, wird das Königreich wohl nur kurz am Pranger stehen.