Es ist paradox: Ausgerechnet die Demokratisierung der Information im Netz hat das Potenzial, die Demokratie zu gefährden. Wenn in sozialen Netzwerken jeder behaupten kann, was er will, wenn Verschwörungstheorien viral gehen, dann kann das die öffentliche Meinungsbildung auf gefährliche Abwege bringen. Die Corona-Krise hat gar gezeigt, dass Fake News – etwa über angebliche Heilmittel – tödlich sein können.
Desinformation im Netz muss bekämpft werden. Nur wie? Die Schweiz vertraute jahrelang auf die Selbstregulierung der Internetkonzerne. Wie naiv! Firmen wie Facebook kommen ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen kaum freiwillig nach.
Es ist Zeit, dass das Gleichgewicht zwischen Meinungsfreiheit und Nutzersicherheit neu justiert wird. Das hat auch der Bundesrat gemerkt. Und offenbar eingesehen, dass dafür auch gesetzlicher Zwang ins Auge gefasst werden muss.Das Terrain ist heikel. Die Gefahr einer kopflosen Zensur gross. Hauptziel einer staatlichen Regulierung sollte deshalb die grösstmögliche Transparenz sein. Betreiber von Internetplattformen müssen dazu verpflichtet werden, ihre Filterkriterien offenzulegen und dafür zu sorgen, dass die Algorithmen offensichtliche Falschmeldungen an der Ausbreitung hindern, anstatt sie durch geheime Kriterien zu pushen.
Das Wichtigste aber bleibt, die Medienkompetenz der Bevölkerung weiter zu fördern. Jung und Alt sollten in Zukunft fähig sein, Quellen einzuschätzen, kommerzielle oder politische Interessen zu durchschauen und Fakten zu checken. Hilfe zur Selbsthilfe.