Das meint SonntagsBlick: Mortiz Kaufmann, Wirtschaftsredaktor, über den Shopping-Riese SBB
Gleiches Recht für alle

Die SBB reizen ihre Privilegien bis zum Maximum aus. Das kann man ihnen aber nicht zum Vorwurf machen. Der Erfolg ihrer Shopping-Bahnhöfe zeigt: Unsere Ladenöffnungszeiten sind veraltet.
Publiziert: 20.04.2019 um 23:57 Uhr
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Moritz Kaufmann, Wirtschaftsredaktor.
Foto: Shane Wilkinson
Moritz Kaufmann
Moritz KaufmannWirtschaftsredaktor

Die SBB sind einer der erfolgreichsten Betreiber von Shoppingcentern im Land. Um zu diesem Schluss zu kommen, braucht man keine betriebswirtschaftlichen Zahlen zu wälzen. Es genügt, an ­einem normalen Sonntag bei Migros oder Coop in einem Hauptbahnhof vorbeizuschauen. Der Ansturm ist so enorm, dass Sicherheitspersonal für Ordnung sorgen muss.

Die Bahn reizt die Privilegien aus, die ihr das Gesetz einräumt. Welches Unternehmen würde das nicht? Nach den grossen werden auch die mittleren und kleinen Bahnhöfe zu Shoppingtempeln umgebaut. Sonntags oder spätabends einzukaufen, ist nun mal ein Bedürfnis der modernen Gesellschaft – die SBB haben das erkannt, richten sich konsequent danach aus. Und machen es sogar gut: Die Geschäfte in den Bahnhöfen bieten eine grosse Vielfalt und sind von hoher Qualität. Trotz Tausender Quadratmeter Retail-Fläche wirkt es nirgendwo schmuddelig oder gar dreckig – im Gegensatz zu so manchem Bahnhöfen im Ausland.

Zwar mag man es befremdend finden, dass ein Bahnunternehmen im Staatsbesitz so viel Einfluss auf den Detailhandel nehmen kann. Wer daran etwas ändern will, sollte aber nicht bei den SBB ansetzen. Der Erfolg der Bahnhofseinkaufszentren zeigt auf, wie altmodisch die ­Gesetze für die Ladenöffnungszeiten ­hierzulande sind.

Bedürfnisse ändern sich. Flexibler einzukaufen, gehört dazu. Es wird Zeit, allen Läden die gleichen Möglichkeiten zu geben wie den SBB. Weicht die Öffungszeiten endlich auf!

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