Die Heimat verlieren. Was bedeutet das? Die Menschen im bernischen Mitholz wissen es. Sie werden ihre Heimat verlieren – das Haus, das sie gebaut haben. Die Wiese, die sie aus dem Stubenfenster sehen. Die Nachbarn, die schon immer da waren. Der Grund dafür: Krieg. Einer, der schon lange vorbei ist zwar. 7000 Tonnen Munition hat die Armee im Zweiten Weltkrieg im Berg eingelagert. 1947 explodierte die Hälfte. Neun Menschen starben. Nun soll der Rest geräumt werden. Die 170 Mitholzer werden zum Schutz evakuiert.
Der Bund verspricht, sie dabei zu unterstützen, ein neues Zuhause zu finden. Das muss er. Und zwar grosszügig und unkompliziert. Es waren nicht die Mitholzer, die Munition im Dorf lagerten. Es war die Armee. Diese Menschen sind bloss die Leidtragenden, zum zweiten Mal. Sie sollen ein neues Zuhause bekommen. Sollen ihre Pferde, ihre Bienenvölker mitnehmen und auf dem gleichen Standard weiterleben können, den sie sich teilweise über Jahre erarbeitet haben.
Eine neue Heimat aber kann diesen Menschen niemand geben. Und so können die Mitholzer vielleicht am ehesten nachempfinden, was es bedeutet, die Heimat zu verlieren. Etwas, das in der Schweiz zum Glück so selten vorkommt, dass es Schlagzeilen macht.
Weltweit sind über 70 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie alle mussten ihre Heimat verlassen. Mussten alles zurücklassen, was sie aufgebaut hatten. An den Aussengrenzen Europas werden in diesen Tagen Flüchtlinge mit Tränengas beschossen, manche gar erschossen. Ihr Leben zu schützen, liegt ebenfalls in der Verantwortung der Schweiz.