Ich bin in der Logik von SVP-Nationalrätin Verena Herzog Mitglied einer kriminellen Organisation. Vor 22 Jahren habe ich eine Krippe in Zürich mitbegründet, die meine Kinder dann auch besucht haben. Vollumfänglich selber finanziert. Aus Dankbarkeit für die wunderbare und wertvolle Teilzeit-Betreuung, die sie dort erhalten haben, mache ich noch immer ehrenamtlich im Vorstand des Krippenvereins mit. Wir beschäftigen Angestellte, bilden Lehrlinge aus, haben schon Hunderte von Kindern begleitet und vielen Familien das Privat- und Erwerbsleben vereinfacht.
Ich züchte Staatsnachwuchs!
Aus SVP-Sicht helfe ich seit 22 Jahren mit, Kinder von ihren Eltern zu entfremden und in einem KMU des Schreckens Staatsnachwuchs heranzuzüchten. Auch habe ich meine Kinder vorsätzlich verblöden lassen, da Kita-Kinder, wie SVP-Mann Toni Bortoluzzi letztes Jahr behauptete, «später einen reduzierten IQ aufweisen».
An realitätsbeleidigenden Theorien zum Thema familienergänzende Betreuung hat man von der SVP schon manche gehört. Ich halte mich lieber an die Praxis und an langjährige persönliche Erfahrungen.
Zu Recht sind alle empört
Aber mit der faktischen Gleichsetzung von Krippen- und Verdingkindern ist jetzt doch ein Tiefpunkt erreicht, der bei aller Abgebrühtheit nicht ignoriert werden kann. Mit vollem Recht sind beide Seiten empört, Vertreter der Kitas und der Verdingkinder.
Von mehrheitlich ausgebildetem Personal betreute Kinder werden auf die gleiche Stufe herunterideologisiert wie rechtlose, hilflose, ausgenutzte und missbrauchte Geschöpfe. Kindesausbeutung in einer finsteren Zeit wird als dasselbe hingestellt wie Kindeswohl von heute.
Geschichts-Unbewusstsein
Der Vergleich stammt nicht von irgendeiner Politikerin, Nationalrätin Herzog vertritt die SVP in der Bildungskommission. Bildungsferner kann man nicht sein. Und das geballte Geschichts-Unbewusstsein kommt ausgerechnet aus den Reihen einer Partei, die sich mit Rütli-Verve und Bruder-Klaus-Vehemenz als Hüterin der Schweizer Geschichte sieht.
Wer eine gute Kinderstube hatte, sollte sich schämen.