Das meint BLICK über Einbürgerungen
Jetzt mache ich es

Meine Familie reiste vor 81 Jahren in die Schweiz ein. Doch ich habe noch immer keinen roten Pass. Warum ich das jetzt ändere.
Publiziert: 25.01.2019 um 22:57 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2019 um 13:29 Uhr
Cinzia Venafro

Rund 25'000 Ausländer könnten seit einem Jahr auf leichtestem Weg Schweizer werden. Doch nur 960 haben den roten Pass beantragt. Ich bin eine der rund 24'040.

Aus Stolz weigerte ich mich jahrelang, die Staatsbürgerschaft zu beantragen. Mich von einem Gremium Fremder ausfragen lassen? Einen Staatskundetest absolvieren, durch den die meisten Schweizer rasseln würden? Nein, das fand ich entwürdigend.

Meine Nonna kam 1937 aus dem italienischen Veltlin nach Chur, putzte Hotels, verkaufte Marroni. Meine Mutter wurde hier geboren, ich wurde hier geboren. Ich muss niemandem beweisen, dass wir integriert sind.

«Danke, Schweiz», postete ich auf Facebook

Seit einem Jahr müsste ich dies auch nicht mehr tun. Kein Schweizermacher fragt mich nach dem Namen der lokalen Metzg. «Danke, Schweiz», postete ich auf Facebook, als die Stimmbürger im Februar 2017 die erleichterte Einbürgerung für uns Enkel der Marronibrätler mit 60,4 Prozent annahmen. Ich war aufrichtig gerührt.

Künftig will ich solche Entscheide mittragen. Und dieses Jahr wählen. Ich gebe es zu: Bisher war ich schlicht zu faul, die erleichterte Einbürgerung zu beantragen. Aber 24'040 Schweizer im Herzen ohne Mitbestimmungsrecht sind ein Missstand.

Mit meiner Einbürgerung kann ich diesen ein klein wenig bekämpfen. Jetzt mache ich es. Stolz war bis vor einem Jahr der Grund, es nicht zu tun. Faulheit wäre jetzt nur noch eine Ausrede.

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