Im Kampf gegen Covid hat sich ein gigantisches Missverständnis herausgebildet, das dringend geklärt werden muss. Es geht um die Bezeichnung «Skeptiker». Das bunte Lager der Massnahmengegner, Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker hat sich dieses Label zu eigen gemacht. Und es ist wohl ihr folgenreichster PR-Coup.
Denn Zweifel und kritisches Nachdenken sind in Wirklichkeit Tugenden der Gegenseite: Skepsis ist der auf Platon und Aristoteles zurückgehende Grundbaustein aller Wissenschaft, die Dialektik aus These und Antithese zentrale Triebfeder der Forschung – und damit aller, die sich im Labor oder am Schreibtisch die Nächte um die Ohren schlagen und uns mit Impfstoffen und Medikamenten versorgen.
Dasselbe gilt für die Bevölkerungsmehrheit, die sich an die Schutzmassnahmen hält: Wer Maske trägt und sich eine Dosis von Moderna oder Biontech/Pfizer spritzen lässt, tut das gewöhnlich nicht aus dumpfer Selbstaufgabe heraus.
Das sind keine gleichgeschalteten Schafe, sondern Menschen, die Maske und Vakzine im Zweifel für die bessere Option halten.
Der Augenschein an einer Demo von Corona-Gegnern und Massnahmenkritikern offenbart hingegen, dass in jener Szene nicht Zweifler den Ton angeben, sondern selbst ernannte Apostel, die sich ihrer Mission hundertprozentig sicher sind. Da tummelt sich ein Kreis von Erleuchteten, die im Gegensatz zur verachteten Mehrheit die absolute Wahrheit entdeckt zu haben glauben. Von Skepsis keine Spur.