Es ist ja so: Niemand ist gerne nachtragend. Es kann sehr befreiend sein, Dinge einfach abzuhaken.
Gut zum Abhaken eignen sich: Verflossene, unfreundliche Verkäufer und Neujahrsvorsätze.
Eher schwierig mit dem Abhaken ist es, wenn jemand brutal ermordet und zerstückelt wird. Beispielsweise von einem 15-köpfigen Hinrichtungskommando. In einem saudi-arabischen Konsulat in Istanbul.
So ging es dem Journalisten Jamal Khashoggi, der am 2. Oktober 2018 Dokumente für seine Hochzeit abholen wollte. Und nie wiederkam. Ein extra eingeflogener saudischer Forensiker zersägte ihn fachmännisch und hörte dabei zur Entspannung Musik.
Saudis Kronprinz Mohammed bin Salman leugnete den Tod des Regimekritikers erst, sprach dann von einem «Faustkampf» und griff schlussendlich zum Bauernopfer: Acht Menschen wurden wegen der angeblich nicht autorisierten Aktion verurteilt.
«Längst abgehandelt», nannte Bundesrat Ueli Maurer schon im Januar 2019 die brutale Hinrichtung. Und: Es könne nicht sein, dass man dem saudischen Regime «die Tat nun 100 Jahre nachtrage».
Auch Kronprinz-Freund Donald Trump wollte lieber dickes Business als dicken Ärger mit Riad. Der damalige US-Präsident hielt einen CIA-Bericht unter Verschluss, in dem sämtliche abgesägten und unabgesägten Finger auf Saudi-Arabiens De-facto-Herrscher zeigen: Mohammed bin Salman genehmigte den Mord.
Zweieinhalb Jahre nach der Hinrichtung hat US-Präsident Joe Biden den Geheimdienstbericht nun freigegeben und Reise- und Finanzsanktionen gegen bin Salmans Umfeld verhängt. Denn abgehakt ist die Sache für ihn nicht.