Ich habe nie daran geglaubt, dass Donald Trump 2016 mit den Russen gemeinsame Sache machte. Doch die Verschwörungstheorie hielt sich wegen der notwendigen Untersuchung von Sonderermittler Robert Mueller hartnäckig. Alle etablierten US-Medien berichteten beinahe täglich, manchmal auch stündlich, über neue Entwicklungen und angebliche Enthüllungen. Obwohl sich Mueller und sein Team zwei Jahre lang bedeckt hielten und keine Kommentare abgaben.
Völlig gaga war die Theorie, welche die wichtigsten zwei US-Zeitungen, die «New York Times» und die «Washington Post», im Januar erörterten: Trump soll ein russischer Agent sein, der im Sinne Putins handelt. BLICK hat diese Debatte schon damals als «wahnwitzig» bezeichnet.
Seit dem 24. März wissen wir nun definitiv: Die Story gehört, wie so viele andere, in die Welt von Dornröschen und Aschenputtel. An jenem Sonntag veröffentlichte Justizminister William Barr eine vierseitige Zusammenfassung der Untersuchung von Robert Mueller. Resultat: Keine geheimen Absprachen zwischen Trump und den Russen. Auch der Vorwurf der Justizbehinderung konnte nicht erwiesen werden, wobei Trump von Muellers Team in diesem Punkt nicht entlastet wurde.
Die eigene Partei holte Trump auf den Boden zurück
Dennoch: Trump hatte Ende März das Momentum auf seiner Seite. Zwei Jahre lang bezeichnete er die Untersuchung als «Hexenjagd», wollte Mueller sogar feuern. Dann plötzlich waren es die so verhassten Russland-Ermittlungen, die ihm den Weg zu den Präsidentschaftswahlen 2020 ebneten. Doch Trump bog schon wenige Tage später wieder falsch ab.
Vom positiven Mueller-Report angestachelt suchte der Präsident den Weg nach vorne. Er packte gleich das Thema Krankenversicherung an – eine Debatte, die über seine Wiederwahl im kommenden Jahren entscheiden dürfte. Vollmundig versprach er eine grosse Gesundheitsreform und kündigte das Ende von Obamacare an. Alles sollte noch vor den Wahlen 2020 geschehen, um die konservative Wählerschaft zufrieden zu stellen.
Es war eine impulsive Ankündigung, ganz im Stile von Trump. Sein erster Fehler. Denn am Montag musste er zurückkrebsen. Der republikanische Senatsführer Mitch McConnell erklärte ihm, dass es im Senat vor der Wahl sicher keine Gesundheitsreform geben werde. Dies, weil im Repräsentantenhaus die Demokraten eine Mehrheit haben und ein neuer Anlauf bereits im vornherein zum Scheitern verurteilt wäre.
Trump gehorchte
Trump schwebte weiter auf Wolke sieben, versuchte es als nächstes mit einem Thema, das bei seinen Wählern immer zieht: illegale Einwanderung. Erneut vollmundig drohte er mehrfach, diese Woche die Grenze zu Mexiko dichtzumachen. Schliesslich seien die illegalen Grenzübertritte explodiert. Damit lag er faktisch richtig, doch politisch daneben.
Von einer Grenzschliessung will in Washington niemand etwas wissen. Die wirtschaftlichen Konsequenzen wären zu dramatisch. Wieder war es Senatsführer Mitch McConnell, der ein Machtwort sprach. Und erneut gehorchte Trump. Er werde die Grenze in diesem Jahr nicht schliessen, drohte Mexiko dafür mit Autozöllen.
Ich frage mich: Was ist mit Donald Trump nur los? Der Mann, der das Spiel mit den Medien besser versteht als kaum ein anderer, hat sich verzockt. Anstatt über den Mueller-Report, spricht die USA nun über Gesundheitsreform und die leeren Versprechungen ihres Präsidenten.
Momentum verspielt, Mr. President!
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.