BLICK auf die USA: US-Reporter Nicola Imfeld über Klimaaktivistin Thunberg
Wer zur Hölle ist Greta?

Jede Woche schreibt BLICK-US-Reporter Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute geht es um Klimaaktivistin Greta Thunberg und warum sie in den USA einen schweren Stand haben wird.
Publiziert: 30.08.2019 um 14:26 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2019 um 19:16 Uhr
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Nicola Imfeld, US-Reporter für BLICK.
Foto: Nicola Imfeld
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Greta ist da! Nach 15 Tagen auf dem Segelboot Malizia II – ohne Dusche, WC oder Bett – hat die schwedische Klimaaktivistin am Mittwoch US-Boden betreten. Wie alles, was Thunberg tut, wurde auch ihre Reise über den Atlantik mit grossem Interesse verfolgt. Zumindest in Europa.

Und in den USA?

Meine Kolleginnen und Kollegen vom Büro sind sichtlich verwirrt, als ich beim Mittagessen von dieser Greta Thunberg zu quatschen beginne. Niemand scheint je von diesem 16-jährigen Mädchen gehört zu haben.

Eine der (ernsthaften) Fragen respektive Bemerkungen lautete: «Klimaschutz? Also fährt sie auch einen Tesla?»

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Klimawandel kaum Thema im Wahlkampf

Der Greta-Hype ist so gar nicht bis in die USA übergeschwappt. Dass Thunberg am Mittwoch angekommen ist, haben die US-Medien – bis auf wenige Ausnahmen – denn auch ignoriert.

Der Grund liegt in der politischen Debatte: Während in der Schweiz und in vielen anderen europäischen Ländern der Streit ums Klima zum Wahlkampfthema Nummer 1 geworden ist, wird in den USA kaum darüber diskutiert. Gewiss: Einige Demokraten sprechen den Klimawandel an, doch meistens erst an vierter oder fünfter Stelle. 

Hinzu kommt, dass selbst politisch links eingestellte US-Amerikaner eine ganz andere Vorstellung von Klimaschutz haben. Den individuellen CO2-Fussabdruck zu verringern? Ist hier kein Thema. 

Elektrofahrzeuge? Ja! Regulierungen? Nein!

Greta Thunberg erwartet ein echter Kulturschock. Anders als in Schweden oder der Schweiz wird sie hier von ganz vorne beginnen müssen. Dass mein Kollege beim Thema Klimaschutz gleich auf seinen Tesla zu sprechen kam, ist bezeichnend.

Die Amis glauben vielleicht an Technologien wie Elektrofahrzeuge oder Solarkollektoren. Aber sie glauben ganz bestimmt nicht an staatliche Regulierungen. Und Linke wie Rechte werden hier auch nicht an eine 16-Jährige glauben, die wegen Emissionsbedenken mit dem Segelboot statt dem Flugzeug den Atlantik überquert. 

Deshalb wird Greta in den USA, falls sie doch noch Aufmerksamkeit erregen sollte, als ein radikales Mädchen wahrgenommen werden. Auch von den Tesla-Fahrern.

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