Beto O'Rourke will 2020 Donald Trump herausfordern. Der Shootingstar der Demokraten gab am Donnerstag seine Präsidentschaftskandidatur bekannt.
Damit reiht sich Beto, wie er hier von Freund und Feind genannt wird, in eine lange Liste ein. Bereits 14 Politiker wollen für die Demokraten in eineinhalb Jahren an den Start gehen. Doch am Ende wird nur einer gegen Trump antreten. Und aus Sicht der Demokraten sollte dieser jemand Beto O'Rourke heissen. Mit ihm hätten sie realistische Chancen, vier weitere Jahre Donald Trump abwenden zu können.
Der Familienvater bewies im vergangenen Jahr bei den Halbzeitwahlen, weshalb er der optimale Kandidat ist. Beto elektrisierte die Massen, sammelte über 70 Millionen Dollar an Spenden. Seine Veranstaltungen waren jeweils bis auf den letzten Platz ausverkauft – Szenen-Applaus und spontaner Jubel inklusive.
Im Rennen um einen Senatssitz in Texas gelang es ihm, den republikanischen Amtsinhaber Ted Cruz an den Rand einer Niederlage zu bringen. Zwar zog Beto letztlich knapp den Kürzeren, doch hat er im konservativen Staat so viele Stimmen auf sich vereint, wie schon lange kein demokratischer Kandidat mehr vor ihm.
Beto hat im November 2018 allen bewiesen: Ich komme auch im Trump-Land an.
Beto könnte auch Konservative überzeugen
Mit seiner coolen, lockeren und authentischen Art spricht er viele Amerikaner an, die müde sind von den politischen Grabenkämpfen und den Beschimpfungen der Trump-Ära. Betos Charisma und seine Rednerqualitäten erinnern an Barack Obama, deshalb wurde ihm auch schon der Übername «weisser Obama» verliehen.
Die jungen Wähler hat Beto sowieso im Sack. Er fährt Skateboard, spielte Gitarre in einer Rockband und möchte Cannabis auf nationaler Ebene legalisieren. Die Herzen der Latinas und Latinos fliegen ihm ebenso zu: Beto spricht auf Events immer wieder ein paar Sätze Spanisch. Und auch die Wähler in der Mitte sowie einige Konservative, die keine Trump-Anhänger sind, könnten sich mit ihm anfreunden. Denn Beto gilt als moderat, hat in seiner Zeit im Repräsentantenhaus hin und wieder konservativ gestimmt.
Dass er ein Präsident für alle sein möchte, strich er bei seiner Ankündigung am Donnerstag heraus. Ganz Beto-Like vom Wohnzimmersofa, mit Ehefrau Amy an seiner Seite, erklärte er die Einigung des Landes als zentrales Ziel. Beto versprach eine «positive Kampagne», möchte «zuhören», sich um das ländliche Amerika kümmern. Migranten will er mit «offenen Armen willkommen heissen».
Betos Problem: Der Trend in der demokratischen Partei
Joe Biden dürfte Betos ärgster Widersacher bei den Vorwahlen werden. Obwohl der ehemalige US-Vizepräsident seine Kandidatur noch nicht angekündigt hat, zweifelt niemand daran, dass der 76-Jährige bald ins Rennen einsteigen wird. Doch auch Biden gegenüber hätte Beto einen entscheidenden Vorteil aufzuweisen: seine politische Vergangenheit.
Joe Biden ist seit über 45 Jahren in Washington aktiv. Von 1973 bis 2009 war er Senator, später acht Jahre lang Vizepräsident unter der Obama-Regierung. Es zirkulieren bereits jetzt unzählige Videos mit kontroversen Äusserungen von Biden, die er in seiner langen Karriere gemacht hat. Und der Wahlkampf geht noch lange. Beto hingegen diente lediglich sechs Jahre im Repräsentantenhaus – er bietet viel weniger Angriffsfläche für Trump und die Republikaner.
Doch der Saubermann hat ein grosses Problem: der Trend. Die demokratische Partei rückt nach links. Bei den Vorwahlen dürften somit auch die Senatoren Kamala Harris, Elizabeth Warren und Bernie Sanders ein Wörtchen mitreden.
Wenn sich die linken Kräfte in der Partei durchsetzen und einen ihrer Kandidaten ins Rennen schicken, kann Trump vier weitere Jahre im Weissen Haus planen. Wenn es den Demokraten aber wirklich darum geht, die Präsidentschaft 2020 zurückzuerobern, dann kann es, Stand jetzt, nur einen geben: Beto O'Rourke.