BLICK auf die USA: US-Reporter Nicola Imfeld über den Trump-Herausforderer Pete Buttigieg
Bereit für den ersten schwulen Präsidenten

Jede Woche schreibt BLICK-US-Reporter Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute geht es um den schwulen Trump-Herausforderer Pete Buttigieg.
Publiziert: 12.04.2019 um 16:27 Uhr
|
Aktualisiert: 15.04.2019 um 09:48 Uhr
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Nicola Imfeld, US-Reporter für BLICK
Nicola Imfeld, San Diego (USA)

An meinem Wohnort San Diego ist Homosexualität kein Thema. Ob am Strand, auf dem Tennisplatz oder in den Bars – gleichgeschlechtliche Paare zelebrieren ihre Liebe hier öffentlich, ohne aus der Reihe zu tanzen. Ich selbst habe diese Selbstverständlichkeit erst realisiert, als mir die lesbische Kollegin in einem Nachtklub meinen Schwarm vor der Nase wegschnappte. Etwas, das mir in der Schweiz kaum passieren könnte – weil wir schlicht nicht am selben Ort tanzen würden.

Homosexuelle müssen sich in den grossen kalifornischen Städten nicht in eigenen Bars verstecken. Das ist gut so. Doch San Diego ist nicht die USA – und die USA nicht San Diego. Die Frage, ob das Land bereit ist für Homosexuelle, ist aktueller denn je.

Derzeit sorgt ein Mann für Schlagzeilen, dessen Nachname noch niemand richtig aussprechen kann: Pete Buttigieg. Er ist 37 Jahre jung, Bürgermeister einer kleinen Stadt, liebt seinen Ehemann Chasten Glezman und will US-Präsident werden. Buttigieg ist somit der erste offen schwule Kandidat in einem Präsidentschaftswahlkampf. Und der gläubige Christ überrascht in den ersten Monaten sämtliche Beobachter.

Kriegsveteran, jüngster Bürgermeister, Sprachgenie

In zwei aktuellen Umfragen, die in den US-Staaten Iowa und New Hampshire durchgeführt wurden, belegt Pete Buttigieg den dritten Platz. Vor ihm in der Wählergunst der Demokraten sind nur Joe Biden und Bernie Sanders, beides sehr bekannte Gesichter.

Dass Buttigieg vom Nobody zum Shootingstar wurde, ist als grosse Überraschung zu werten. Noch vor wenigen Wochen hatte ihn kaum jemand auf der Rechnung. Jetzt verweist er in den für die Vorwahlen so wichtigen Bundesstaaten gestandene Senatorinnen wie Kamala Harris oder Elizabeth Warren auf die Plätze.

Imposanter als diese Entwicklung ist sein Lebenslauf. Buttigieg hat in jungen Jahren an den renommierten Universitäten Harvard und Oxford studiert. Zwischen 2009 und 2013 diente er in der US-Marine, sieben Monate davon im aktiven Dienst in Afghanistan. 2012 wurde er jüngster Bürgermeister in der Geschichte der USA. Und: Buttigieg spricht sieben Sprachen fliessend.

Sorgt Trump für die historische Wahl eines Schwulen?

Der 37-Jährige überzeugt die Wähler auch mit konkreten Vorstellungen. Er will das Wahlsystem und die Krankenversicherung reformieren, sowie für eine Politik der Fairness eintreten. Pete gelingt es bei seinen Auftritten jeweils, diese Ziele verständlich und gleichzeitig mit der nötigen Tiefe zu vermitteln. Er ist eloquent, ruhig und freundlich – das pure Gegenteil von Amtsinhaber Donald Trump.

Gegen ihn würde Buttigieg antreten, sollte ihn seine Partei im kommenden Sommer nominieren. Klar ist für mich: Die demokratischen Wähler sind bereit für einen schwulen Kandidaten. Doch sind es auch die USA? Umfragen deuten daraufhin. Zwei Drittel der Amerikaner sprachen sich 2018 für die Homo-Ehe aus. Doch zu Hause im stillen Kämmerlein würde die Zustimmung für einen schwulen Kandidaten abnehmen.

Ressentiments würden die Wahl eines Pete Buttigieg auch im Jahr 2020 im Normalfall verunmöglichen. Doch weil der Gegner Donald Trump heissen wird, ist nichts normal. Die Abneigung vieler unentschlossener Wähler gegenüber dem Weissen Haus könnten die Vorurteile überwiegen.

Es wäre letztlich also ausgerechnet Donald Trump, dessen Vizepräsident ein homophober Hetzer ist, der dem ersten schwulen Präsidentschaftskandidat den Weg ins Weisse Haus ebnen könnte.

US-Wahlen 2020 – Das sind die Kandidaten

Demokraten

  • Per Twitter gab der frühere US-Vizepräsident Joe Biden bekannt: Er fordert 2020 US-Präsident Donald Trump heraus.
  • Auch der Senator Colorados Michael Bennet will es probieren.
  • Der Senator Cory Booker (49) gab seine Kandidatur bereits am 1. Februar bekannt.
  • Pete Buttigieg ist einer der jüngsten Kandidaten. Trotzdem will der Bürgermeister von Indiana den Kampf gegen Trump aufnehmen.
  • Julián Castro – Obamas ehemaliger Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung.
  • John Delaney vertritt den Bundesstaat Maryland im US-Repräsententenhaus und will es gegen Trump aufnehmen.
  • Tulsi Gabbard – Die demokratische Abgeordnete aus Hawaii würde im Falle eines Sieges das jüngste Staatsoberhaupt der US-Geschichte werden. Sie vertritt aktuell Hawaii im Repräsentantenhaus.
  • Auch «Schweizerin» Amy Klobuchar will 2020 Trump herausfordern. Die Grosseltern der Demokratin stammen aus der Schweiz.
  • Bernie Sanders will es nach der letzten Wahlschlappe nochmal versuchen: Der US-Senator kandidiert ebenfalls für die Präsidentschaft.
  • Elizabeth Warren – Demokratin und Senatorin des Bundesstaats Massachussetts. Sie ist als scharfe Kritikerin von Trump bekannt.
  • Die Autorin Marianne Williamson (66) ist eigentlich eher bekannt für ihre spirituellen Bestseller, als für ihr politisches Engagement.
  • Andrew Yang - Der US-amerikanischer Unternehmer und Gründer von Venture for America. Er setzt sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein.

Republikaner

  • Donald Trump – Der amtierende 45. Präsident der USA stellt sich für eine Wiederwahl zur Verfügung.
  • Der frühere Gouverneur des Bundesstaats Massachusetts und Republikaner Bill Weld will gegen seinen Parteikollegen Trump antreten. Er wolle die USA von weiteren vier Jahren unter der aktuellen Regierung bewahren, sagte Weld in einem CNN-Interview.

Demokraten

  • Per Twitter gab der frühere US-Vizepräsident Joe Biden bekannt: Er fordert 2020 US-Präsident Donald Trump heraus.
  • Auch der Senator Colorados Michael Bennet will es probieren.
  • Der Senator Cory Booker (49) gab seine Kandidatur bereits am 1. Februar bekannt.
  • Pete Buttigieg ist einer der jüngsten Kandidaten. Trotzdem will der Bürgermeister von Indiana den Kampf gegen Trump aufnehmen.
  • Julián Castro – Obamas ehemaliger Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung.
  • John Delaney vertritt den Bundesstaat Maryland im US-Repräsententenhaus und will es gegen Trump aufnehmen.
  • Tulsi Gabbard – Die demokratische Abgeordnete aus Hawaii würde im Falle eines Sieges das jüngste Staatsoberhaupt der US-Geschichte werden. Sie vertritt aktuell Hawaii im Repräsentantenhaus.
  • Auch «Schweizerin» Amy Klobuchar will 2020 Trump herausfordern. Die Grosseltern der Demokratin stammen aus der Schweiz.
  • Bernie Sanders will es nach der letzten Wahlschlappe nochmal versuchen: Der US-Senator kandidiert ebenfalls für die Präsidentschaft.
  • Elizabeth Warren – Demokratin und Senatorin des Bundesstaats Massachussetts. Sie ist als scharfe Kritikerin von Trump bekannt.
  • Die Autorin Marianne Williamson (66) ist eigentlich eher bekannt für ihre spirituellen Bestseller, als für ihr politisches Engagement.
  • Andrew Yang - Der US-amerikanischer Unternehmer und Gründer von Venture for America. Er setzt sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein.

Republikaner

  • Donald Trump – Der amtierende 45. Präsident der USA stellt sich für eine Wiederwahl zur Verfügung.
  • Der frühere Gouverneur des Bundesstaats Massachusetts und Republikaner Bill Weld will gegen seinen Parteikollegen Trump antreten. Er wolle die USA von weiteren vier Jahren unter der aktuellen Regierung bewahren, sagte Weld in einem CNN-Interview.
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