Am 1. August durfte ich eine Rede in Kleinandelfingen im Zürcher Weinland halten. Wie üblich in Schweizer Gemeinden halfen lokale Vereine mit, das ganze Fest in Milizarbeit zu organisieren. Es war eine würdige, gut besuchte Feier zum 733. Geburtstag der Schweiz, die mit einem tollen Feuerwerk beendet wurde.
Der 1. August ist auch immer Gelegenheit, um sich mit Frauen, Männern und Familien auszutauschen. Nicht immer steht dabei die Politik im Vordergrund. Erlebnisse aus dem Alltag werden ausgetauscht, die manchmal auch persönlich bedrückend sind.
Ein junger Mann kam zu mir und erzählte folgende Geschichte: Er habe sich auf eine Stelle in einem mittelgrossen Unternehmen beworben und wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Der Personalchef war ein zugewanderter Deutscher. Dieser fragte ihn, ob er in der schweizerischen Bundeswehr aktiv sei. Der Mann bejahte und sagte, dass er Leutnant in der Schweizer Armee und nicht in der Bundeswehr sei. Dies bedeute, dass er militärische Absenzen haben werde. Der deutsche HR-Leiter tönte dann an, dass man lieber jemanden bevorzuge, der nicht in der Schweizer «Bundeswehr» diene, da dieser am Arbeitsplatz nicht fehlen würde. Als Stubenältester der Bundeswehr habe er ansonsten nichts gegen die Armee einzuwenden.
Die Schweizer Militärdienstpflichtigen werden am Arbeitsplatz durch Ausländer diskriminiert. Zusätzlich leisten diese Ausländer keinen Militärdienst und keine Wehrpflichtersatzgabe. Sie lassen sich im Katastrophenfall aber gerne durch die Schweizer Armee beschützen, so wie beispielsweise bei den Unwettern diesen Sommer. Vom Kriegsfall wollen wir schon gar nicht sprechen.
Die Eidgenossen, die für unsere Freiheit und Unabhängigkeit kämpften, würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie sähen, wie heute Schweizer im eigenen Land von Zugewanderten respektlos behandelt werden. Das Milizsystem ist wegen der Personenfreizügigkeit in allergrösster Gefahr. Gerade am 1. August sollten wir uns darauf besinnen, dass die Schweiz dank des Milizsystems auf allen Staatsebenen stark und erfolgreich ist. Bürgerinnen und Bürger sind keine Untertanen, sondern bestimmen selber aktiv mit. Sei dies an der Urne oder in Milizämtern. Der deutsche Stubenälteste kann das verständlicherweise nicht verstehen, da er von Berlin und Brüssel aus regiert wurde.
*Alfred Heer ist Unternehmer und Zürcher SVP-Nationalrat. Er schreibt jeden zweiten Sonntag für den Blick – im Turnus mit Grünen-Nationalrätin Aline Trede.