Berner Platte – die Kolumne
Herzliche Glückwünsche

Alfred Heer über überflüssige Gratulationen via X – und die Selbstinszenierung mancher Politiker.
Publiziert: 10.11.2024 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2024 um 12:19 Uhr
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Alfred Heer, Unternehmer und SVP-Nationalrat.
Foto: Keystone
Alfred Heer*

Meinem Parteipräsidenten Marcel Dettling wünsche ich einen wunderschönen Tag und freue mich auf eine weiterhin tolle Zusammenarbeit zum Wohle der Schweiz. Aber auch Cédric Wermuth soll nicht vergessen werden, möge er den freien Tag geniessen trotz aller schweren politischen Differenzen. Ganz am Schluss, aber nicht minder wichtig, möchte ich der Bundespräsidentin Viola Amherd und Bundesrat Cassis einen guten Start in die neue Woche wünschen. Da beide Bundesräte stets ausgedruckt erhalten, was über sie berichtet wird, werden sie meine Wünsche spätestens am Montag auf dem Pult haben.

Nun denken Sie vermutlich, ich sei nicht mehr ganz bei Trost. Was sollen diese Glückwünsche via Blick? Genau diese Frage stelle ich mir jeweils auch, wenn ich die Tweets auf X verfolge, in denen sich Politiker beglückwünschen. Etwa unsere Bundespräsidentin, die dem neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump gratulierte. Kaum anzunehmen, dass er mit seinen 93 Millionen Followern den Tweet überhaupt sieht. Oder Bundesrat Ignazio Cassis, der anlässlich des EM-Spiels zwischen Deutschland und der Schweiz einen Tweet an Aussenministerin Annalena Baerbock absetzte. Auch die angeblich beste Freundin, EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen, wurde auf X wiederholt angeschrieben. Offensichtlich sind die beiden Bundesräte mehr an Medienspektakeln und Selbstinszenierung interessiert als an harter Interessenvertretung für die Schweiz.

Politik wird nicht über X gemacht

X-Freundin von der Leyen schickt ihre EU-Bluthunde, um uns mit einem Rahmenabkommen zu unterwerfen. Vielleicht sollten sich die beiden Bundesräte endlich darauf besinnen, die Interessen der Schweiz mit diplomatischem Geschick und harten Verhandlungen hinter verschlossenen Türen zu vertreten, anstatt sich mit überflüssigen Tweets persönlich in Szene zu setzen.

Politik wird persönlich gemacht – und nicht über X. Glückwünsche an einen neuen Präsidenten sollten persönlich überbracht werden.

Auch meine Glückwünsche via Blick sind unanständig, denn sie sind unpersönlich. Immerhin weiss ich aber, dass sie bei den Adressaten ankommen – ganz im Gegensatz zum Tweet von Frau Amherd an Donald Trump.

* Alfred Heer ist Unternehmer und Zürcher SVP-Nationalrat. Er schreibt hier abwechselnd mit Aline Trede.

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