Zum Neuanfang gezwungen – Betroffene erzählen
«Der Konkurs war meine beste Lebensschule»

Sie hatten grosse Träume: vom Auswandern, lebenslangen Eheglück, Erfolg in der eigenen Firma. Doch es kam anders. Hier sprechen Menschen, die noch einmal von vorn anfangen mussten, über Niederlagen und was ihnen in der Krise Kraft gab. Heute geht es um Peter Maurer. Er übernahm die Firma seines Vaters, dem Erfinder des Closomats, und musste Konkurs anmelden.
Publiziert: 23.07.2015 um 19:54 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:45 Uhr
Peter Maurer hat schwierige Zeiten hinter sich.
Foto: Sabine Wunderlin
Von Attila Albert

Die neue Modellreihe, die Peter Maurer (63) 2006 in seinem Unternehmen einführte, sollte ein Befreiungsschlag sein: Konkurrenz abwehren, verlorene Umsätze zurückholen. Doch sie führte den Betrieb in den Konkurs, Maurer musste noch einmal neu anfangen.

«Dieser Rückschlag war für mich die beste Lebensschule», sagt er rückblickend. «Ohne die Pleite hätte ich mich nicht zu dem Menschen entwickelt, der ich heute bin.»

1957 hatte Vater Hans für seine Erfindung, das Dusch-WC Closomat, eine Firma gegründet. Peter Maurer übernahm 1983 das Steuer, verdreifachte den Umsatz. Eine Modellreihe, unter Zeitdruck entwickelt, stellte sich als unausgereift heraus und führte zu vielen Reklamationen. Die Firma war am Ende.

«Ich vergesse den Tag nie, an dem die Bank per Telefonanruf ­unseren Kredit von 1,2 Millionen Franken kündigte», sagt Maurer. Seine Mitarbeiter standen vor der Arbeitslosigkeit, so wie er selber auch: «Ich fragte mich: Was macht ein 55-jähriger Ingenieur ohne Firma? Ich hatte nie etwas anderes ­gemacht. Dieser Betrieb war ein ­Familienstück.» Er beschloss: Das darf nicht der Schlusspunkt sein.

Seine Frau und treue Kunden waren die grösste Stütze

Körperlich war Peter Maurer ­damals am Ende: «Nahe einem Burnout, mit einer Müdigkeit, die sich nicht mehr wegschlafen liess.» Viele Freunde und Geschäftspartner gingen auf Distanz: «Meine Frau Sabina war mir in dieser schweren Zeit eine lebensnotwendige Stütze.»

Die Erkenntnis, dass er nicht bei null anfangen muss, gab ihm neuen Mut. Denn trotz Konkurs blieben Maurer die Markenrechte, das Firmengebäude in Embrach ZH und 80'000 aktive Kundenadressen, die ihm einen Jahresumsatz von vier Millionen Franken (u. a. Wartungsaufträge) sicherten.

Zwei Freunde aus Kindertagen wurden überdies zu seinen wichtigsten Unterstützern: Einer beriet ihn als Treuhänder, der andere übernahm 50 Prozent der Firma und brachte das Kapital zum Re-Start ein. Ebenso wichtig: Maurer gab nie auf, nutzte jede Chance. «Heute beschäftigen wir wieder 34 Mitarbeitende und produzieren neben bewährten Geräten auch ­unser neues Top-Modell Allegra.»

Der Neuanfang war für ihn auch ein persönlicher Sieg, der späte Schritt aus dem langen Schatten seines Vaters. «Durch diese Krise habe ich wirklich allein navigiert – und war am Ende erfolgreich.»

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