Darum gehts
- Hans Läubli renoviert Bauernhof zu Restaurant und Hotel am Weinweg
- Umbau bewahrte historischen Charakter mit einem Mix aus Alt und Neu
- Renovierung mit erheblichen Mehrkosten
«Ich war eine Hausgeburt wie meine beiden Geschwister und bin hier aufgewachsen», sagt der gelernte Landwirt Hans Läubli (66) aus Ottoberg nahe Weinfelden. Bis auf ein Jahr während seiner Lehrzeit zum Landwirt hat Hans Läubli immer hier gelebt, zusammen mit den Grosseltern, Eltern und Geschwistern.
Später mit seiner Frau und den beiden Töchtern. «Zeit für Ferien und Reisen fehlte. Wir hatten Kühe, Getreide und Kartoffeln, und ich habe immer hier gearbeitet», sagt Läubli.
Erbe des Urgrossvaters
Am Weinweg auf dem Ottoberg ist die Hofsiedlung, die sein Urgrossvater Georg Läubli 1907 erwerben konnte. Wie alt die Gebäude tatsächlich sind, lässt sich nicht genau eruieren. «Bei einem Brand im Archiv Frauenfeld gingen viele Unterlagen verloren. Das Wohnhaus zählt aber zu den bedeutendsten Gebäuden der Gegend und war vor unserer Zeit einmal ein Gasthaus», weiss Läubli.
Das Stöckli – das ehemalige Waschhäuschen, wo Läubli nach der Trennung von seiner Frau wohnte und das er umbaute – soll laut Denkmalpflege etwa 250 Jahre alt sein. «Das habe ich 1994 umgebaut. Es ist jetzt vermietet.»
Seit 2023 wohnt Läubli allein in einer Dreizimmerwohnung im Erdgeschoss im frisch renovierten Wohnhaus auf dem Hof, wo ihn seine Töchter (14 und 16) regelmässig besuchen. Angebaut ist der Wohnteil an den ehemaligen Stall, der nach umfangreichen Umbauarbeiten 2021 zu einem Restaurant mit Terrasse und Traumaussicht wurde. Darüber liegen ein Festsaal und fünf Hotelzimmer sowie eine Wohnung, die möbliert als Ferienwohnung vermietet werden soll, sobald sie fertig eingerichtet ist. Wie so vieles bei Läublis Umbau haben sich auch die Anlieferung der Einrichtung sowie die abschliessenden Umgebungsarbeiten verzögert.
Hohe Mehrkosten durch Verzögerungen
Geplant hatte Läubli seinen Umbau schon vor Jahren. «Bis zur Bewilligung musste ich aber sieben Jahre warten. Es wurden mir einige Steine von den Behörden in den Weg gelegt», erzählt Läubli. Zu weiteren Verzögerungen führte Corona. Während der Pandemie konnten Arbeiten nicht ausgeführt werden, und Baumaterial fehlte zeitweise infolge von Lieferengpässen. Auch seien die am Umbau involvierten Personen nicht immer zuverlässig gewesen oder wollten Läublis Ideen nicht umsetzen. «Da habe ich die Bauführung selber übernommen», sagt er.
Statt der geplanten zwei Millionen Franken für die Umbauarbeiten brachten die Verzögerungen Mehrkosten mit sich und beliefen sich auf gegen drei Millionen. «Dafür wurde das Haus mit der Baueingabe durch die Denkmalpflege als kulturhistorisch wertvoll eingestuft und kann jetzt nicht mehr abgerissen werden. Es bleibt der Nachwelt erhalten», so Läubli. Einen Teil der Kosten wird er von der Denkmalpflege erhalten. Wie viel das sein wird, weiss er nicht. «Ich vermute, das wird nur einen Bruchteil ausmachen.»
Ein Mix aus Alt und Neu
Ihm selber war es aber auch wichtig, dass der ursprüngliche Charakter des Bauernhauses erhalten blieb. Die alten handgefertigten Schindeln an der Fassade wurden nach der dringend nötigen Isolation typischerweise wieder durch neue ersetzt. Auf dem Dach sind neu Solarpanels. Neu sind auch die Erdsondenheizung sowie die Fenster. «Energetisch entspricht das alte Gebäude jetzt fast modernem Minergiestandard.» Die vormals tiefen Decken im Wohnhaus wurden angehoben, und wo immer möglich wurde altes Holz aufgefrischt und wiederverwendet. Das Restaurant im ehemaligen Stall ist innen komplett neu. Im oberen Stockwerk mit dem Saal und der Bar ist Platz für Gruppen wie Hochzeitsgesellschaften oder Geburtstagsfeiern.
Dagegen steht in Läublis Wohnung in der Stube noch immer der alte Kachelofen von 1899, den Läublis verstorbene Grosseltern und Eltern schon in der kleinen Stube hatten und der von Läublis Küche aus eingeheizt werden kann. Grossmutters alter Holzherd in der Küche wurde durch einen neuen ersetzt. Es findet sich im gesamten Haus ein Mix von Alt und Neu. Die einstigen verblassten Farben in Läublis Wohn- und Esszimmer sind wieder in neuer Frische in den ursprünglichen Farbtönen, und auch einige der alten Möbel wurden aufgefrischt und finden sich passend zwischen neuen Möbeln platziert.
Vorübergehend im Pensionsalter als Gastwirt
Hauptsächlich kocht Läubli aber in der modernen Restaurantküche für Gäste. «Ich bin kein gelernter Koch. Ich koche gern, verwende wenn möglich saisonal verfügbare lokale Produkte und bereite alles frisch zu», sagt Läubli und serviert Blick nach getaner Arbeit Fisch- und Pouletknusperli mit selber zubereiteten Tartarsauce, Gemüse und Pommes frites.
Zum Gastwirt wurde Läubli nicht ganz freiwillig. Für ihn allein sind Haus und Hof zu gross. Zudem möchte er, dass mit dem Umbau und seiner Landbeiz auch der Allgemeinheit eine Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit am Weinweg geboten wird, um die Gegend bekannter zu machen. Zudem kann er auch seinen Hauswein anbieten, aus eigenen Trauben am Sonnenhang. «Das ist ein kleiner Nebenerwerb für mich. Direktzahlungen gibt es mit der Pensionierung nicht mehr. Mein Land habe ich darum verpachtet», so der 66-Jährige. Eigentlich würde er sich gern langsam zurückziehen. Hans Läubli: «Wenn ich einen Pächter finde, der die nächsten zehn Jahre hier übernimmt, übergebe ich Restaurant und Hotel gern. Ich könnte aber auch mithelfen, wenn das gewünscht wäre.»
Bis dann wären Läublis Töchter genug alt zu entscheiden, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollen und ob sie auf den Hof ziehen möchten. Platz wäre im Geburtshaus ihres Vaters genug, und ein ebenerdiges behindertengerechtes Zimmer im Erdgeschoss hat Läubli für Gäste und später für sich bereits ausgebaut. Was Urgrossvater Georg mit dem Kauf der Liegenschaften 1907 auf dem Ottoberg aufgebaut hat, wurde durch Läublis Umbau für die Zukunft wieder fit gemacht. Hans Läubli: «Wenn meine Töchter das irgendwann übernehmen möchten, freut mich das. Das sollen sie aber selber entscheiden können. Zwingen bringt nichts.»