Die Tiny Houses könnten unterschiedlicher kaum sein. Von der stylischen Inneneinrichtung auf etwas mehr Platz bis hin zur sehr bescheidenen Ausstattung auf wenigen Quadratmetern finden sich mittlerweile viele Kleinstwohnhäuser weltweit – einige davon auch in der Schweiz. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass der Traum vom Eigenheim für viele unerschwinglich und Bauland rar ist.
Ein kleines Haus auf wenig Land wäre daher eine erschwingliche und sinnvolle Lösung. Allerdings bewegt sich diese Wohnform in der Schweiz rechtlich noch in einer Grauzone, und es gibt einige Hürden, um sich diesen Wohn- und Lebenstraum zu erfüllen. Der Verein Kleinwohnformen Schweiz will darum diverse innovative Kleinwohnformen, darunter auch Tiny Häuser, in der Schweiz als anerkannte Wohnformen etablieren und gesetzlich verankern.
Umzug mit Haus
Die ursprünglichen Tiny Houses stammen aus den USA und sind oft mobile Eigenheime. So ist es auch möglich, die mobilen Mini-Häuser nur als zeitliche Zwischennutzung irgendwo aufzustellen – sofern das von der Gemeinde erlaubt wird.
So unterschiedlich wie jedes einzelne Tiny House sind auch die Bewohner und ihre Beweggründe für die reduzierte Wohnform. Wer glaubt, nur Aussteiger und Einsiedler seien dem Trend aus den USA verfallen, sieht sich unter Umständen getäuscht. Auch Familien haben sich für diese Wohnform entschieden.
So auch René Reist mit Ehefrau Amelie Böing, samt Kind und Hund. Seit September 2018 wohnt die Familie in Au ZH auf nur 33 Quadratmetern. Nachhaltigkeit und ein bewusster Umgang mit vorhandenen Ressourcen ist dem umweltbewussten Paar besonders wichtig bei ihrem Projekt. Der Strom wird selber produziert, und auch das Brauchwasser wird vor Ort wieder aufbereitet. «Land nutzen statt besitzen», so lautet dann auch ein Credo des Geschäftsleitungsmitglieds der Energie-Genossenschaft Zimmerberg. René Reist: «Wir waren die eigenen Architekten für unseren Lebensraum und haben hier ein kleines Stück Unabhängigkeit und viel Lebensqualität geschaffen.»
Interessierte Besucher erwünscht
Ihr energieautarkes Vorzeigeprojekt «Tilla Villa» machen sie an Besuchstagen auch regelmässig Interessierten zugänglich. «Von Studenten bis Rentner schauen immer wieder ganz unterschiedliche Besucher bei uns rein, die sich für das Projekt Tilla interessieren», erzählt René Reist. Vorerst finden aber keine Besuchstage statt, denn im Juni erwartet das Paar ihr zweites Kind. Dann dürfte es in der «Tiny Villa Tilla» noch einmal etwas enger werden.