Auf einen Blick
- Schweiz hat ein Katzenproblem durch unkontrollierte Katzenvermehrung
- Tierschützer kritisieren fehlende Kastrations- und Registrierungspflicht
- 90 unkastrierte Katzen lebten in einem einzigen Haus
Wer findet junge Büsi nicht süss? Aber auch junge Katzen werden grösser und bringen Aufwand und Kosten mit sich, wie beispielsweise für die Kastration. Dessen sind sich viele Katzenhalter zu wenig bewusst. Um Kosten zu sparen, aus Unwissenheit, falsch verstandener Tierliebe oder aus Gleichgültigkeit, verzichten Katzenhalter in der Schweiz wieder vermehrt auf Kastrationen. Durch diese unkastrierten Freigänger und Streuner vermehren sich Katzen unkontrolliert. In der Schweiz besteht weder eine Kastrations- noch eine Registrierungspflicht von Katzen, was das Problem verschärft und von Tierschutzorganisationen kritisiert wird.
Jungkatzen bringen Tierheime vermehrt ans Limit
Schaut man sich in den sozialen Medien um, fallen zunehmend Aufrufe von Tierheimen und Pflegestationen auf, die dringend Plätze für junge Katzen suchen. Grund dafür ist, dass viele Katzenbesitzer ihre Tiere nicht kastrieren und sich Katzenbestände unkontrolliert vermehren. Das bestätigt auch Tierschützerin Susy Utzinger von der SUST-Stiftung und ärgert sich: «Wir haben im Ausland eine grosse Klappe über die Wichtigkeit der Kastration, aber in der Schweiz herrscht Notstand. Wir haben in dieser Beziehung riesige Rückschritte gemacht.» Mitunter begründet Utzinger das mit der Corona-Pandemie und vermehrtem Homeoffice in dieser Zeit. Viele Personen hätten sich damals unüberlegt eine Katze angeschafft. Susy Utzinger: «Unzählige Menschen gehen davon aus, dass Katzen anspruchslos sind und kaum Betreuung benötigen. Dem ist nicht so! Neben der persönlichen Betreuung, die natürlich auch für Katzen wichtig ist, kosten Entwurmungen, Impfungen, Einrichtung und natürlich die Kastration Geld.» Mit dieser Erkenntnis landen dann Katzen im Tierheim oder werden unkastriert ausgesetzt. Die Überpopulation der Katzen und das Elend nimmt so seinen Lauf.
Extremer Fall in Graubünden
1273 Katzenkastrationen haben Utzinger mit ihrem Team und Freiwilligen 2023 durchgeführt. In einem extremen Fall Ende 2023 wurde Utzinger vom Veterinäramt Graubünden um Unterstützung für eine grosse Katzenkastrationsaktion angefragt. Das Veterinäramt wurde von den Katzenbesitzern selber um Hilfe gebeten, nachdem ihnen die eigenen Katzen im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf gewachsen sind. Von 60 Katzen im Haus war vor der Aktion die Rede. Bei der gemeinsam geplanten Katzenkastrationsaktion im Haus sind die Freiwilligen und vier Tierärzte aber auf gegen 90 Katzen gestossen. Sie wurden vor Ort kastriert und bis auf wenige Katzen, die nach der Kastration und medizinischer Versorgung verbleiben durften, in Tierheimen untergebracht. Wie sich eine solche Population bilden kann, veranschaulicht die Katzenpyramide. Dazu erklärt Utzinger: «Katzen können bis zu dreimal im Jahr gebären.» Geht man von drei bis sechs jungen Katzen pro Wurf aus, lässt sich erahnen, wie schnell die Anzahl der Katzen ansteigen kann, wenn sie nicht frühzeitig kastriert werden.
Leidende Tiere und hohe Kosten
Sowohl die Kastrationsaktionen, als auch die Unterbringung und Pflege der Katzen bis neue Besitzer gefunden werden, bedeutet für Tierheime und -Stationen viel Aufwand und hohe Kosten. Aber auch für die Katzen bedeutet das viel Leid und Stress. Zumal sie durch Inzucht oftmals auch gesundheitliche Defizite haben und sich zudem wieder an ein neues Zuhause und Besitzer gewöhnen müssen. Susy Utzinger appelliert darum an die Vernunft von Katzenhaltern, ihre Katzen zu kastrieren und mit Mikrochips zu kennzeichnen.
Verwilderte Katzen melden
Aber auch wer auf verwilderte Katzen auf Firmenarealen oder in Schrebergärten stösst, kann sich bei der Stiftung melden und einen Betrag zur Eindämmung der Überpopulation von Katzenbestand leisten. Susy Utzinger: «Wir versorgen private Helferinnen und Helfer mit Katzenfallen und mit dem nötigen Know-how, um verwilderte Katzen einzufangen und finanzieren die Kastration.»