In der Turnhalle der Oberstufenschule Schmittenwies in Niederweningen präsentieren am Freitag und Samstag die vier Abschlussklassen der Öffentlichkeit ihre Diplomarbeiten. Die 77 Schülerinnen und Schüler haben sich dafür in den letzten Monaten ihrer Schulzeit mächtig ins Zeug gelegt.
Vom eigenen Koch- und Backbuch über eine selbst programmierte Berufswahl-App, restaurierte Mofas, qualitativ ansprechende Covers auf gepressten Schallplatten, einen Selbstversuch während einer Woche im Rollstuhl den Alltag zu bewältigen, bis hin zu Möbel und Wohnaccessoires in Handarbeit finden sich verschiedene Projekte.
Diplomfeier als würdiger Rahmen zum Schulabschluss
Von der Idee mit Projektbeschrieb bis zur Umsetzung und der Präsentation haben die Abschlussschüler fast alles selber erarbeitet. Eine Woche nach der Ausstellung erhalten sie dann ihr Abschlussdiplom. Schulleiter Hans-Peter Ogi ist beeindruckt, was die Jugendlichen sich alles einfallen liessen und wie sie ihre Projekte umgesetzt haben: «Die Abschlussarbeiten sind jedes Jahr wieder ein Highlight. Mit diesen eigenen Projektarbeiten können auch Schülerinnen und Schüler brillieren, denen nicht immer alle Schulfächer leicht gefallen sind. Die Diplomfeier ist ein würdiger Rahmen zum Abschluss der obligatorischen Schulzeit», sagt er im Interview mit BLICK.
Möbel restaurieren und Wohnaccessoires kreieren
«Etwas nervös bin ich schon vor meiner Präsentation», gesteht Vanessa Jöhl. Die angehende medizinische Praxisassistentin hat mit ihrer Kollegin Jessica Kunz Möbel im Shabby-Chic restauriert und Dekostücke wie Lampen, einen Spiegel und eine Vase kreiert. «Die alten Möbel standen rund ein Jahr in unserem Keller. Statt sie zu entsorgen, wollten wir sie auffrischen.» Bei den Elektroarbeiten, hat Jessicas Vater sie etwas unterstützt. Mit dem Resultat ihrer Arbeit sind sie zufrieden und möchten die Möbel und Accessoires nach der Ausstellung verkaufen.
Auch Mattia Keller hat bei seiner Abschlussarbeit von seinem Vater profitiert. Sein Vater hat eine Zimmerei und ihm den Arbeitsplatz, Maschinen und das Holz für den selbst gefertigten Tisch zur Verfügung gestellt. «Nussbaum ist sonst sehr teuer», weiss der Junior. Mehr als 100 Stunden habe er sicher gebraucht, um den Esstisch mit der eingefrästen Schweiz, mit Flüssen und den blau schimmernden Seen anzufertigen. Die Idee kam Mattia Keller in den Skiferien in Graubünden. «Dort gab es einen ähnlichen Tisch mit Gewässern von Graubünden. Das fand ich toll und wollte die ganze Schweiz auf meiner Nusstischplatte abbilden.» Wo sein Tisch stehen soll, weiss Mattia schon genau: «Ich schenke ihn meiner Mutter für den Balkon.»
Neue Lounge aus alten Paletten für den Balkon
Die Zwillingsschwestern Amy und Kimberly Krähenbühl haben ebenfalls Möbel für den Balkon angefertigt. Sie haben nicht nur die Paletten-Lounge selber hergestellt, sondern auch die passenden Überzüge der Sitzpolster genäht. «Wir wohnen noch nicht lange in Niederweningen, und auf dem Balkon haben wir einen schönen Platz dafür», erklärt Amy. Sie ist der kreative Kopf der Zwillinge. «Ich bin dafür handwerklich begabter», sagt Kimberly. Die Paletten konnte ihre Mutter kostenlos von ihrem Arbeitgeber mitnehmen. «Am mühsamsten war es, bis wir die Rückenlehnen so hatten, dass man auch richtig bequem sitzen kann», sagt Kimberly rückblickend.
Auch Aris Goyance und Philipp Biefer haben Gefallen am Palett-Möbel-Trend. Ihre Lounge mit zwei Sofas und Tisch haben sie zusätzlich mit Rollen ausgestattet. Aris hat schon einmal einen Holzschrank selber angefertigt, und Philipp verfügt ebenfalls über handwerkliches Geschick. «Wenn bei uns zu Hause Möbel gekauft und aufgestellt werden müssen, übernehme ich das meistens», erklärt Philipp. Das Handwerker-Duo hat sich in der Projektarbeit zudem vorgenommen, ihre Lounge zu verkaufen. Aris Goynce: «Etwa 250 Franken möchten wir dafür verlangen.»
Terrassen-Lounge für den Grossvater
Michelle Clausen und Vlora Asani werden ihre weisse Gartenlounge Vloras Grossvater für seine Terrasse schenken. «Ich bin oft bei den Grosseltern. Dann habe ich auch noch etwas davon» sagt Vlora lachend. Als Team hätten sie sich bei der Projektarbeit gut ergänzt, erklärt Michelle Clausen: «Wir wussten von Anfang an, dass wir etwas Bleibendes bauen möchten.» Die Paletten konnten die Väter der beiden Schülerinnen gratis besorgen. Unterschätzt hätten sie die Malerarbeiten sagt Vlora Asani: «Mit dem Malen hatten wir fast mehr Aufwand als mit dem Zusammenbauen.»
Etwas Bleibendes bauen wollte ebenfalls Linda Galli. Die angehende KV-Stiftin hat sich schon länger ein neues Bett gewünscht und die Gelegenheit der Abschlussarbeit genutzt, sich ein solches anzufertigen. Ein Bekannter der Familie mit einer Schreinerei hat sie etwas dabei unterstützt. «Wir konnten in der Schreinerei werken, und er hat mir dabei geholfen, dass das Bett auch richtig verschraubt ist. So kann es auseinandergebaut und wieder aufgestellt werden.» Ihre Projektpartnerin Sina Häberli wird nach den Ferien ihre Ausbildung als Fachfrau Betreuung starten. Sie hat für die Pergola zu Hause eine hängende Liege gebaut. Seit März waren die Schülerinnen dafür am Werken. Beide sind zufrieden mit dem Resultat ihrer Arbeit und zuversichtlich, dass es nach der mündlichen Präsentation für eine gute Note reicht.
Hochbeet nach Bioswiss bauen und bewirtschaften
Philipp Hirt und Olivia Secrist wollten für ihre Diplomarbeit eigentlich eine Petition gegen den Plastikmüll in der Schweiz starten und einreichen. Philipp Hirt: «Wir haben dann bald gemerkt, dass der Zeitrahmen dafür einfach nicht ausreicht.» So haben die beiden umweltbewussten Schüler sich kurzerhand für den Bau eines nachhaltigen Hochbeets mit wiederverwertbaren Materialien entschieden. «Tannenholz eignet sich dafür gut», weiss Philipp. Ziel war es, das Hochbeet auch nach Bioswiss-Richtlinien zu bewirtschaften. Die Idee war, dass Olivia das Hochbeet bei sich aufstellen kann. Aus Transportgründen wird das aber nicht möglich sein. «Ich habe aber ein eigenes kleines Beet im Garten mit Kräutern und Gemüse. Das bepflanzte Hochbeet werden wir nach der Ausstellung auf dem Biohof bei Philipps Eltern aufstellen.»
Am Freitag, 5. Juli von 17 bis 21 Uhr, und am Samstag, 6. Juli von 9 bis 12 Uhr, sind sämtliche Diplomarbeiten der Abschlussklassen in der Oberstufenschule Schmittenwis in Niederweningen zu besichtigen.