Schloss-Fans aufgepasst: Der Traum vom eigenen Turmzimmer könnte bald in Erfüllung gehen. Vorausgesetzt, man verfügt über das passende Kleingeld und scheut sich nicht vor kostspieligen Sanierungen.
Denn das «Untere Schloss» des St.-Johannes-Stifts in Zizers GR hat schon über 300 Jahre auf dem Buckel und eine bewegte Geschichte: Erbaut wurde das Anwesen von der Familie von Salis, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dort lebte. Dann wurde das Anwesen umfunktioniert: Seit 1899 diente es als Alters- und Pflegeheim, vor allem für pensionierte Priester.
Was an sich wenig spektakulär ist, hätte sich nicht die ehemalige Kaiserin von Österreich, Zita von Bourbon-Parma, dazu entschlossen, hier ihren Lebensabend zu verbringen. Die Ehefrau des 1922 verstorbenen Kaisers Karl I. von Österreich verbrachte die letzten 27 Jahre ihres Lebens als Heimbewohnerin in Zizers. Sie starb dort im Alter von 97 Jahren.
Kaufinteressenten kommen aus der Schweiz und Europa
Die goldenen Zeiten von Schloss Zizers sind passé: Das Altersheim hat seine Tore geschlossen, die Räumlichkeiten mit einer Wohnfläche von rund 4000 Quadratmetern stehen seit zwei Jahren überwiegend leer. Seit längerem prüft der Stiftungsrat nun schon verschiedene Optionen, um die Liegenschaft mit Park und eigenem Weinberg wiederzubeleben. Doch die Umnutzung des 14'000-Quadratmeter-Grundstücks kostet – Geld, das die Stiftung nicht hat. Daher wird nun ein solventer Käufer gesucht.
Seit einer Woche ist das Schloss aus dem 17. Jahrhundert auf dem Markt. Angebote gibt es noch keine, Interessenten dafür bereits einige: «Wir haben den einen oder anderen aus Europa, doch die grösste Anzahl der Interessenten kommt aus der Schweiz», sagt Dominik Weber, Managing Partner von Kuoni Müller und Partner AG. Die Immobilienfirma wurde von der Eigentümerin, der Stiftung, mit dem Verkauf des Schlosses beauftragt.
Sanierung des Schlosses kostet Millionen
Ein Expertenteam aus Architekten um Jüngling und Hagmann und Immobilienstrategen von Zeugin-Gölker entwickelten mehrere Umnutzungsszenarien: Ein Wellness-, Seminar- oder Kurhotel sowie Apartments sind denkbar. Das Schloss sowie die dazugehörige Parkanlage stehen unter Denkmalschutz. «Der zukünftige Käufer wird bei den Sanierungsarbeiten eng mit dem kantonalen Denkmalschutz zusammenarbeiten müssen», erklärt Weber.
Zudem ist das Schloss sanierungsbedürftig, was Schätzungen zufolge rund 60 Millionen Franken kosten soll. «Die Herkunft dieser Zahl ist mir nicht bekannt. Betrachtet man die Fläche, die saniert werden muss, ist diese Kostenangabe deutlich um ein Vielfaches zu hoch gegriffen, wir gehen von einem viel tieferen Wert aus», sagt der Immobilienexperte.
Zu den Preisvorstellungen der Stiftung will er sich nicht äussern. «Der Verkaufspreis wird nicht kommuniziert, ich gehe beim Verkauf von einem zweistelligen Millionenbetrag aus.»