Immer mehr kleinere Dörfer in Italien kämpfen mit Arbeitslosigkeit und Abwanderung – und drohen darum auszusterben. Leer stehende Häuser und Wohnungen verlottern, die Dörfer überaltern. Mittlerweile gibt es in Italien bereits 139 Dörfer mit weniger als 150 Einwohnern.
Darum wird mit allen Mitteln um Käufer von Liegenschaften und Neuzuzüger gebuhlt. Lockangebote wie die Ein-Euro-Häuser von Sambuca gibt es inzwischen in verschiedenen italienischen Dörfern. Mit solchen Aktionen sollen zahlreiche kleine Örtchen mit stark überalterter Bevölkerung vor dem Aussterben gerettet werden.
Familien mit Kindern können profitieren
Das neuste Beispiel aus Italien ist das Dorf Locana im Piemont. Rund 10'000 Euro will man Familien zahlen, wenn sie nach Locana ziehen. Mindestens ein Kind und ein Jahresgehalt von mindestens 6000 Euro sind die Voraussetzungen.
«Unsere Bevölkerungszahl ist von 7000 Einwohnern im Jahr 1900 auf gerade mal 1500 zurückgegangen, weil die Menschen auf der Suche nach Jobs in den grossen Fabriken in Turin weggezogen sind», erklärt Bürgermeister Giovanni Bruno Mattiet gegenüber CNN Travel. Auch die Schule sei darum von einer Schliessung bedroht, so der Bürgermeister weiter. Auf 40 Todesfälle jährlich kommen in Locana lediglich zehn Geburten. Das überalterte Dorf droht daher auszusterben. Mit dem neuen Angebot möchte man vor allem jungen Familien das Bergdorf schmackhaft machen.
Wohnbauförderung im Oberwallis
Das Problem der Überalterung kennen aber auch Schweizer Dörfer. Ein prominentes Beispiel ist die Oberwalliser Gemeinde Albinen. Auch hier sah man sich gezwungen, andere Wege zu gehen und auf ungewöhnliche Art neue Bewohner ins Dorf zu locken. Für weltweites Aufsehen sorgte 2017 die Nachricht, dass in Albinen potenziellen Neuzuzügern und jungen Einheimischen für den Erwerb von Wohneigentum Geld bezahlt wird.
Mit dieser Wohnbau- und Familienförderung will das Walliser Bergdorf ebenfalls der Abwanderung und damit dem drohenden Aussterben entgegenwirken. Eine Schule im Dorf gibt es schon länger nicht mehr. Das soll sich aber wieder ändern. Mit jungen Neuzuzügern und Familien will man Albinen wieder lebendig machen. Mit grosszügiger finanzieller Unterstützung der Gemeinde sollen Junge in Albinen die Möglichkeit haben, ein bezahlbares Eigenheim in der kleinen Walliser Gemeinde zu erwerben.
Wie das Projekt in der Oberwalliser Gemeinde seit 2017 angelaufen ist und wie sich einige Neuzuzüger eingelebt haben, zeigte am vergangenen Sonntag, 3. Februar, der SRF-Beitrag «Reporter – Es lebe Albinen!».
Preiswerte Immobilienangebote auf dem Markt
Aktuell stehen auf ImmoScout24 fünf Häuser in Albinen ab 259'000 Franken und sechs 3,5-Zimmer-Wohnungen ab 220'000 Franken zum Kauf. Im Gegensatz zu den baufälligen Ein-Euro-Häusern in Italien sind diese Immobilien auch bewohnbar – wenn auch nicht gerade topmodern und teilweise wenig komfortabel.
Wer die Auflagen der Gemeinde erfüllt, darf mit einem Zustupf von etwa 25'000 Franken rechnen. Die genauen Bedingungen sind auf der Website von Albinen aufgeführt.
«Interessant durch die Gemeindegeldprämien an die Zuzüger in Höhe von 25'000 Franken pro Person», wirbt denn auch der Verkäufer einer 3,5-Zimmer-Wohnung im Inserat. Damit lässt sich ein einfaches Eigenheim mit Ideen und Eigenleistungen durchaus attraktiv modernisieren.