Die Schweizer Wirtschaft ist gut auf Kurs. Der Franken hat sich in den letzten zwölf Monaten abgeschwächt. Exporteure können mehrheitlich aufatmen. Zurücklehnen ist jetzt aber nicht angesagt: «Die Schweizer Binnenwirtschaft muss stärker wachsen», heisst es in einer neuen IAZI-Studie zum Immobilienmarkt Schweiz.
Laut dem Beratungsunternehmen verlangen eine geringe Zuwanderung, hohe Verschuldung der Privathaushalte, eine restriktivere Hypothekenvergabe und das wachsende Überangebot an Wohnimmobilien dem hiesigen Immobilienmarkt derzeit einiges ab. Der Rekordleerstand von schweizweit 5.6 Prozent wird zur Hypothek für den Markt.
Top-Rendite für Wohnimmobilien
Noch läuft es gut. Investoren stecken weiterhin viel Geld in Immobilien. Dank Wertsteigerungen sind die Renditen auch 2017 gestiegen. Mit Immobiliendirektanlagen verdienten Investoren im letzten Jahr 6,2 Prozent. 2016 lag die Rendite noch bei 5,8 Prozent. Das teilte die Immobiliendienstleisterin IAZI am Mittwoch mit.
Besonders gut ist die Performance weiterhin bei Wohnliegenschaften, deren Renditen von 6,8 auf 7,3 Prozent geklettert sind.
Tiefe Zinsen treiben Investitionen
Die erneut hohe Wertentwicklung widerspiegle die Bereitschaft der Investoren für stabil bis sinkende Mieteinnahmen mehr zu bezahlen, lässt sich IAZI-Chef Donato Scognamiglio in der Mitteilung zitieren. Das widerspiegle seinerseits das noch immer tiefe Zinsumfeld.
Denn die Netto-Cashflow-Rendite - die aus den Mieteinnahmen- und aufwänden berechnet wird - verharrte bei 3,3 Prozent. Die Sollmiete stagnierte bei 213 Franken pro Quadratmeter.
Sinkende Mieten sind möglich
Die hohe Bautätigkeit als Folge der Investitionen in Wohnungen sowie die geringere Einwanderung liessen die Leerstände letztes Jahr steigen. Experten halten deshalb auch sinkende Mieten für möglich. Bislang wurde eine Korrektur durch Anreize bei der Vermietung von neuen Wohnungen wie etwa Gratis-Monate, Gutscheine für Möbel oder Haushaltsgeräte gebremst.
Bei Wohnliegenschaften stiegen denn auch die sogenannten nicht realisierten Mieten. Diese setzen sich zusammen aus Leerständen, Rabatten und Mietzinsausfällen.
Höheres Risiko schreckt nicht ab
Bei Büro- und Geschäftsflächen besteht seit längerem ein Überangebot, was zu hohen Leerständen und Druck auf die Mieten führt.
Mit Investitionen in Geschäftsliegenschaften liess sich mit 4,9 Prozent deutlich unter derjenigen der Wohnliegenschaften und gemischt genutzten Liegenschaften (6,2 Prozent) verdienen.
Für viele Investoren seien diese Risiken jedoch kein Abschreckungsgrund, sagte Scognamiglio. Welche Risiken in anderen Anlageklassen steckten, sei den Investoren Anfang Februar schmerzlich bewusst geworden, als der Dow Jones nur an einem Tag 1000 Punkte verloren habe.
Aufschwung könnte Mieten antreiben
Während der steigende Leerstand bei Mietern die Hoffnung auf sinkende Mieten weckt, könnte es auch anders kommen. Denn der gegenwärtige Wirtschaftsaufschwung ist für IAZI zwar ein Lichtblick für Investoren, eher weniger für Mieter. Denn bei steigender Wirtschaftsaktivität würden mehr Stellen geschaffen, was mittelfristig zu einer höheren Flächennachfrage, sinkenden Leerständen und allenfalls gar steigenden Mieten führen könne. (SDA/uro/jfr)