Selber restaurieren
So erhalten alte Möbel ein neues Leben

Antike Möbel sind nicht jedermanns Sache. Wie sich aber auch Grossmutters Kommode wieder auffrischen und in eine topmoderne Wohnung integrieren lässt, weiss Dekorationsgestalterin Jasmin Meyer. Dafür muss man kein Profi sein.
Publiziert: 12.10.2018 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2018 um 00:05 Uhr
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Was Grosseltern in ihrer Wohnung hatten, ist manchmal nicht nach dem Gusto von Enkeln, Nichten und Neffen – und doch hängen sie an solchen Erbstücken, die mit Emotionen und Erinnerungen verbunden sind.
Foto: zvg
Corine Turrini Flury

Sie hämmert, schraubt, schleift, spritzt, lackiert und malt: Jasmin Meyer (37) ist gelernte Dekorationsgestalterin. «Den Beruf in dieser Form zum Erlernen gibt es heute nicht mehr. Wir haben in der Ausbildung damals noch tapeziert und Böden verlegt», sagt die zweifache Mutter lachend. Das kommt ihr heute noch zugute.

2011 hat sich die handwerkliche Allrounderin mit ihrer «Wercherei» in Dielsdorf einen Traum erfüllt. Neben Kundenaufträgen restauriert und verkauft sie dort Möbel wie Tische, Kommoden, Schränke, Regale, Stühle und vieles mehr. «Es macht einfach Freude, wenn man etwas Einzigartiges selber gestalten kann.» Dafür müsse man aber nicht unbedingt Profi sein. Etwas handwerkliches Geschick, die richtigen Produkte, Spass am Werkeln und Ideen seien aber Voraussetzungen zum guten Gelingen. «Am wichtigsten ist, dass man genug Zeit und Platz zur Verfügung hat», weiss Jasmin Meyer. Wer eine Zeitlang sein Auto im Freien parkiert, kann die Garage dafür nutzen oder findet im Keller den nötigen Platz. Bis zur Eröffnung des eigenen Ladens mit Werkstatt hat Jasmin Meyer ihre Leidenschaft in einem Schopf ausgelebt.

Alles, was es braucht

Für Einsteiger empfiehlt sie, sich beispielsweise an ein Regal oder einen Stuhl ohne Zierleisten heranzuwagen. Dank neuen Produkten, die auch im Baumarkt erhältlich sind, entfällt zum Teil sogar mühsames und gründliches Abschleifen von Restfarben. Ansprechende Resultate sind damit zum Beispiel für den trendigen Shabby-Chic auch für Laien möglich. Fachfrau Meyer verwendet vorwiegend Kunstharzfarben und nimmt für intensive Farbeffekte bis zu vier Farbanstriche vor. Für den Heimbedarf rät sie zu wasserlöslichen Farben – je nach Verwendung. Das geht schneller und die Geruchsemissionen sind weniger stark. «Im Fachhandel und Baubedarf sollte man sich aber in Bezug des genauen Verwendungszweckes und Materialien beraten lassen.» Auf Wunsch können dort auch gleich individuelle Farbwünsche von Profis gemischt werden und es findet sich alles nötige Zubehör, wie Abdeckfolie, Schleifpapier, Klebeband, Pinsel und Roller. «Ich arbeite besonders gern mit kleinen Schaumstoffrollern, wenn ich male. Die Resultate sind schöner», so ein weiterer Tipp von Jasmin Meyer. Eine ihrer Lieblingsfarben ist Mintgrün: «Die Farbe ist zeitlos, passt im Sommer wie im Winter und lässt sich gut kombinieren.»

Oft sei bei einem Erbstück nicht unbedingt eine neue Farbe nötig, sondern unter bestehenden Farben wird das ursprüngliche Holz durch Abschleifen sichtbar und sehe schön aus. Eine gut erhaltene Kommode kann beispielsweise auch nur mit neuen dekorativen Griffen fast wie neu wirken.

Wo sich die schönsten Schätze finden

Wer nicht gerade eine alte Truhe erbt, sollte sich in Brockenstuben, Flohmärkten und Online-Plattformen nach preiswerten Objekten umsehen. So macht es auch Jasmin Meyer. Ihr Ehemann ist als Bauleiter in der ganzen Schweiz tätig und kann daher für sie auch immer mal wieder eine neue, alte Errungenschaft irgendwo abholen. In der «Wercherei» werden dann aus verstaubten und maroden Möbeln wieder dekorative Unikate für Wohnungen und Häuser. Aus Platzgründen oder bei Umzügen werden manchmal Möbel und Einrichtungsgegenstände sogar verschenkt. Jasmin Meyer weiss aus Erfahrung: «Die schönsten Schätze finden sich häufig im Keller oder Estrich bei Verwandten und Freunden.»

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