Bald hat auch die Schweiz, was man bisher vor allem aus Nord- und Südamerika kannte: Reichen-Ghettos – auch «Gated Communities» genannt, Englisch für abgezäunte Gesellschaft. Luxus-Residenzen, die von einem Zaun umschlossen sind. Mini-Städte mitten in der Zivilisation, in die von den Sicherheitskräften nur eingelassen wird, wer entweder dort wohnt oder explizit eingeladen worden ist.
Auf Sommer 2019 ist in Uttwil TG direkt am Bodensee die Eröffnung des «Port du Navire» geplant. Am Reederweg 6, direkt neben dem Campingplatz. Höhe des Zauns, welcher das Luxusprojekt von den Campern trennen wird: zwei Meter. Spatenstich ist im kommenden Mai.
Klimatisierte Oldtimer-Garage
Das Projekt umfasst: 17 Luxuswohnungen, viele Überwachungs-Kameras, eine Fitness- und Wellnesszone, eine Rund-um-die-Uhr-Concierge- und Chauffeur-Service und sogar ein klimatisiertes «Classic Car Center», in dem die reichen Bewohner ihre Oldtimer abstellen können. Das berichtet der «Tages-Anzeiger» (Artikel hinter Bezahlschranke).
Preise für die Wohnungen: von 1,6 bis 5 Millionen Franken.
Hinter dem Projekt stand ursprünglich der St. Galler Bauprojekt-Entwickler Mettler 2 Invest. Er hat «Le Port du Navire» an die LN Immo AG aus Appenzell verkauft.
«Alters-WG»
Der «Tages-Anzeiger» konfrontierte den verantwortlichen Architekten Stefan Boettle damit, dass sein Projekt eine Reichensiedlung nach Ami-Vorbild sei. Es gehe nicht darum, sich abzuschotten, antwortet der Deutsche. Die Bewohner wollten sich in der Gemeinde einbringen.
«Unsere Zielgruppe sind Menschen, denen es gut geht, dafür haben sie auch immer hart gearbeitet», sagt Boettle weiter. Es seien auch nicht Araber oder Russen, sondern Schweizer ab 50 Jahren. Er nennt «Le Port du Navire» darum auch nicht Luxusresidenz, sondern eine Alters-WG. Und der Begriff «Gated Community» sei sowieso komplett falsch.
Das klingt angesichts von Securitys, Überwachungskameras und Zwei-Meter-Zaun zumindest merkwürdig. (kst)