Es klingt verlockend: Für einen Euro kann man Haus- oder Wohnungsbesitzer im sonnigen Süden werden. Vor einigen Jahren machte Gangi in Sizilien mit dieser PR-Aktion weltweit auf sich aufmerksam. Es sollte kein Einzelfall bleiben.
Viele kleinere Dörfer abseits der Touristen-Hotspots in Italien kämpfen mit Arbeitslosigkeit und der damit verbundenen Abwanderung in grössere Städte. Schmucke Dörfer drohen auszusterben, verwaiste Wohnungen und Häuser verlottern. Mit verlockenden Verkaufsaktionen der leer stehenden Immobilien sollen Neuzuzüger die Dörfer wiederbeleben. So beispielsweise auch in Ollolai auf Sardinien, wo gegen 200 Häuser zum Schnäppchenpreis zu haben sind.
Hype nach CNN-Bericht
Das aktuellste Beispiel der Ein-Euro-Eigenheime ist das malerische Sambuca di Sicilia. Es hat knapp 6000 Einwohner und liegt auf einem Hügel in einer ländlichen Weinbauregion in Sizilien. Schmale verwinkelte Gassen winden sich durch die Altstadt. Weil aber auch hier zunehmend Wohnungen und Häuser leer stehen, bietet die Gemeinde derzeit für einen Euro Eigenheime zum Kauf an.
Darüber berichtete der US-Fernsehsender CNN. Aufgrund dieses TV-Beitrags sollen gemäss «Spiegel Online» innert 48 Stunden 45'000 E-Mails und 2000 Telefonate von Kaufinteressenten und Medien bei der Gemeinde eingegangen sein. Verständlich, denn solche Angebote klingen nicht nur für Italien-Liebhaber verlockend. Sie haben aber mehr als einen Haken.
Ernüchterung spätestens bei Besichtigung
Ob Sardinien, Toskana, Sizilien oder sonst wo – eines haben die Häuser zum Kaufpreis von einem Euro alle gemeinsam: Sie sind mehr oder weniger baufällig.
Bis der erste Espresso überhaupt in den eigenen vier Wänden im Süden genossen werden kann, muss einiges an Geld und Zeit in die Renovation investiert werden.
So erging es auch einem Interessentenpaar aus Belgien, das sich für ein Schnäppchen-Haus in Gangi interessierte. Bei Besichtigung der Ein-Euro-Immobilie war das Ehepaar vom baufälligen Haus ziemlich ernüchtert. Gekauft haben sie dennoch ein etwas weniger sanierungsbedürftiges Objekt. Renovierungskosten für das neue Eigenheim: rund 75'000 Euro.
Renovieren ist Pflicht
Bei den Angeboten in Sambuca dürften die Kosten für Renovationen ebenfalls erheblich sein, wie ein Blick auf die Website zeigt. Die lokalen Handwerker dürften sich über die Verkaufsaktion schon mal freuen. Auf sie kommt Arbeit zu. Mit Vertragsabschluss verpflichten sich die Käufer, das Objekt innert drei Jahren für mindestens 15'000 Euro zu renovieren. Käufer müssen zudem ein Sicherheitsdepot von 5000 Euro hinterlegen. Damit dürfte für einige Interessenten der Traum vom eigenen Haus im Süden schon mal ausgeträumt sein.
Zuschlag an Meistbietende
Wie «Spiegel Online» zudem berichtet, ist ein Euro nur das Mindestangebot. Verkauft wird an den Meistbietenden. Damit können wohl noch einige Kaufinteressenten ihren billigen Häuschen-Traum im sonnigen Süden begraben.
So oder so ist es aber ratsam, sich diese vermeintlichen Schnäppchen-Angebote bei einem oder zwei Espressi zu Hause nochmals gründlich zu überlegen. Zeit bleibt im Fall von Sambuca genug. Hier können Gebote für die Häuser noch bis zum 10. März abgegeben werden.