Es plätschert, zirpt, summt und zwitschert im Traumgarten von Heinrich und Ehefrau Beatrice Frei. «Das ist eine Mönchsgrasmücke», erklärt Gartenbesitzer Frei das Gezwitscher eines Vogels, der im lauschigen Gartenparadies im Zürcher Oberland eine Kostprobe seines Gesangs zum Besten gibt. Wer zu Gast im Garten des Ehepaars ist, kann einiges über die Pflanzen- und Tierwelt lernen. Es kreucht und fleucht in fast jedem Gartenbereich, und das Ehepaar gibt sein umfassendes Gartenwissen beim Rundgang und einem Kaffee auf der Terrasse auch ausführlich weiter.
Vom Familiengarten zum Garten der Artenvielfalt
1979 konnte Heinrich Frei auf dem Grundstück seines Grossvaters, angrenzend an eine alte Scheune, für seine Familie ein Haus bauen. Für die beiden Kinder gab es damals Weidenhütten, Bäume, Spielwiesen und Sandkasten im Garten. Zudem gehörte ein Gemüsegarten mit Beeren und Obstbäumen der jungen Familie. «Mehr Zeit fand ich neben den Kindern und dem Haushalt damals noch nicht für den Garten», so Beatrice Frei. Heinrich Frei war Notar mit eigenem Treuhandbüro, und der Garten war ein Hobby in der raren Freizeit des Familienvaters.
Über die Jahre sind nicht nur die beiden Kinder gewachsen, sondern auch der Bestand an Blumen, Bäumen und Sträuchern. Der Familiengarten ist langsam zu einer Gartenlandschaft mit unterschiedlichen Themenbereichen geworden. Die Kinder sind längst ausgezogen, und das Ehepaar verfügt seither über ausreichend Zeit, sich mit viel Leidenschaft und Herzblut um den rund 3000 Quadratmeter grossen Garten zu kümmern. Langweilig wird es dem Ehepaar bei all den anfallenden Gartenarbeiten nicht. «Wir nehmen uns aber auch genug Zeit für Mussestunden in unserem Garten», sagt Heinrich Frei. An einem der Schattenplätzchen hält er gern gelegentlich ein Mittagsschläfchen oder trinkt mit seiner Ehefrau eine Tasse Tee.
Die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren im Garten der Freis ist beachtlich, wie sich auf dem Rundgang mit dem Ehepaar zeigt. Was einst eine Hecke war, ist zu einem kleinen Wald mit Waldweg geworden. Dort finden Igel, Blindschleichen oder Marder Unterschlupf. Auch mehrere Bienenhotels sind dort zu finden. 101 verschiedene Wildbienen, Hummeln und Wespen konnte kürzlich ein von den Freis beauftragter Biologe der ETH zuordnen. «Biodiversität ist mir sehr wichtig», sagt Heinrich Frei. Dementsprechend hat das Ehepaar den Garten auch so gestaltet, dass praktisch das ganze Jahr saisonale Pflanzen in ihrer Oase blühen und Insekten anlocken.
Kreativität und intensive Gartenpflege
Für die Gartengestaltung ist vorwiegend der inzwischen pensionierte Heinrich Frei zuständig. Inspiriert haben ihn unzählige Bücher über Gartengestaltung und Artenvielfalt. «Heinrich ist der Kreativere von uns. Die Gartenpflege machen wir aber gemeinsam», sagt Beatrice Frei. Rund 30 Stunden pro Woche – je nach Witterung und Saison – arbeitet das Paar durchschnittlich in ihrem Gartenparadies. Belohnt werden sie mit einer wahren Farben- und Blütenpracht. Einen Wecker braucht Pensionär Frei nicht. Das Zwitschern der Vögel lockt ihn meistens früh aus den Federn. Heinrich Frei: «Meistens spazieren wir mit einer Tasse Tee in der Hand früh am Morgen durch den Garten und besprechen, welche Gartenarbeiten wir zusammen erledigen wollen. Es ist unglaublich schön, so zu erleben, wie die Natur erwacht.»
Bei schlechtem Wetter ist Heinrich Frei in seinem Atelier als Bildhauer tätig. Einige seiner Skulpturen finden sich ebenfalls in der Gartenlandschaft, die in verschiedene Bereiche wie Steingarten oder Alpinum unterteilt ist. Im vorderen Bereich sind diverse Hortensien angepflanzt, und auch verschiedene Rosensorten fehlen natürlich nicht in Freis Garten. Im idyllischen Weiher vergnügen sich zahlreiche Frösche, während sich im Steingarten Eidechsen sonnen. Ihren Gemüsegarten haben Freis vor einigen Jahren einem befreundeten Nachbarn zur Pflege übergeben und kümmern sich nur bei Ferienabwesenheit des Freundes darum.
Fachsimpeln mit Gartenfreunden
Längst hat sich das Gartenparadies der Freis bis über die Landesgrenzen hinaus einen Namen bei Gartenfreunden gemacht. Nicht zuletzt, weil der Garten in Seegräben auch in einem Gartenbuch Erwähnung fand. Mit Cars sind schon Besucher aus Deutschland oder dem Fürstentum Liechtenstein nach Seegräben gepilgert. «Für interessierte Gartenliebhaber sind nach Absprache gelegentlich Besuche und Führungen bei uns möglich», sagt der Oberländer Hobbygärtner.
Nur zögerlich hat das Ehepaar Frei BLICK für den Besuch zugesagt. Sie wollen ihren Garten weder kommerziell ausschlachten noch Völkerwanderungen durch ihre grüne Oase. Stattdessen schätzen sie das Fachsimpeln und den Austausch mit interessierten Garten- und Naturfreunden. «Vielleicht mache ich irgendwann einmal selber ein Gartenbuch», sagt Heinrich Frei. Erfahrung und Bildmaterial hat der leidenschaftliche Gärtner über all die Jahre inzwischen mehr als genug gesammelt.