Der frühe Verschleiss moderner Geräte ist oft gewollt
Kaum gekauft, schon kaputt

Wir besitzen immer mehr Geräte, und sie gehen immer schneller kaputt. Das ärgert Konsumenten und schadet der Umwelt. Der frühe Verschleiss ist oft gewollt – er beflügelt das Geschäft.
Publiziert: 11.11.2017 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:40 Uhr
2016 wurden in der Schweiz knapp 138'000 Tonnen Elektroschrott zur Entsorgung abgegeben; im Jahr zuvor waren es noch 4000 Tonnen weniger.
Foto: Lauri Rotko
Béatrice Koch

So mancher hat sich darüber schon geärgert: Kurz nach Ablauf der Garantiefrist funktioniert der Drucker nicht mehr, der Knopf an der Kaffeemaschine fällt ab, der Handy-Akku macht schlapp. Kein Wunder, dass viele Konsumenten die Hersteller verdächtigen, den Verschleiss bewusst zu beschleunigen, um den Verkauf anzukurbeln. «Geplante Obsoleszenz» lautet der Fachbegriff dafür.

Ob das wirklich so ist oder ob die Geräte deshalb schnell kaputt gehen, weil sie immer billiger produziert werden, darüber streiten sich Experten seit Jahren. Für Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, trifft beides zu: «Zum Teil ist der frühzeitige Verschleiss geplant, indem Hersteller bewusst Schwachstellen in ihre Produkte einbauen. In anderen Fällen wird er zumindest nicht verhindert, und bekannte Schwachstellen werden nicht verbessert.»

Produktion wird günstiger, ­Reparatur teurer

«Zum Teil ist der frühzeitige Verschleiss geplant, indem Hersteller bewusst Schwachstellen in ihre Produkte einbauen», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz.
Foto: Pius Koller

Ob gewollt oder eine Folge des Kostendrucks: Tatsache ist, dass elektronische Geräte immer rascher ausgetauscht werden. Eine aktuelle Studie des deutschen Bundesamts für Umwelt zeigt, dass etwa Waschmaschinen, Trockner und Kühlschränke heute öfters schon nach fünf Jahren defekt sind als noch vor zehn Jahren.

Die Produktion der Geräte wird zwar tendenziell günstiger, die ­Reparatur aber aufwendiger und teurer. Sara Stalder: «Manche Hersteller verwenden Schrauben, die sich mit normalem Werkzeug nicht lösen lassen. Oder das Gerät ist so verschweisst, dass man es nicht ­öffnen kann.» Kommt hinzu, dass Hersteller für ältere Geräte oft keine Ersatzteile mehr anbieten.

Beispiel Waschmaschinen und Geschirrspüler: Moderne Geräte verbrauchen zwar wenig Energie und Wasser, dafür ist die Elektronik oft so verarbeitet, dass sie gleich ganz ersetzt werden muss – auch wenn nur ein Teil defekt ist. Ein Neukauf ist dann günstiger als die Reparatur.

Bei Smartphones gilt: Das Beste und Neueste soll es sein

Wegwerfen statt flicken – besonders markant ist das bei den Mobiltelefonen. Zu PTT-Zeiten waren Festnetz-Apparate noch während Jahrzehnten im Einsatz, und auch die ersten Handys taten ihren Dienst noch relativ robust. Die modernen Smartphones jedoch tauschen wir im Schnitt schon alle zwei Jahre gegen ein neues ein – nicht, weil das alte defekt wäre, sondern weil wir immer die neueste Generation haben möchten.

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Waschmaschine Huwa: Die Waschmaschinen von Huwa sind zwar etwas teurer, dafür verspricht die Herstellerfirma aus Gontenschwil im Aargau je nach Modell eine Lebensdauer und Ersatzteilgarantie von rund 20 Jahren.
Foto: Getty Images

Warum also sollen Hersteller überhaupt in ein langlebigeres Produkt investieren? Dieses Argument lässt Stalder nicht gelten: «Einen solchen Hype gibt es nur bei den Smartphones. Der frühzeitige Verschleiss lässt sich aber bei fast allen elektronischen Geräten beobachten. Kein Mensch will seine Kaffeemaschine nach zwei Jahren ersetzen, wenn es nicht nötig ist.»

Keine Transparenz für den Kunden

Und auch wenn sich mancher Konsument tatsächlich immer das aktuellste Smartphone wünscht, so gibt es doch viele, die ihr Gerät gerne länger nutzen würden – wenn sie denn könnten. Bei mobilen Geräten liegt das Problem häufig beim fest verbauten Akku, der sich nicht austauschen lässt. Ein anderes Problem ist die Software: Wenn das neue Betriebssystem mit einem älteren Gerät nicht kompatibel ist und auch kein Update zur Verfügung steht, bleibt dem Nutzer nichts anderes übrig, als sich von seinem eigentlich noch einwandfreien Gerät zu trennen.

Das ist zwar gut fürs Geschäft der Hersteller und Verkäufer, aber schlecht für die Umwelt: 2016 wurden in der Schweiz knapp 138'000 Tonnen Elektroschrott zur Entsorgung abgegeben; im Jahr zuvor waren es noch 4000 Tonnen weniger. «Im Verkauf gibt es keine Transparenz hinsichtlich der Lebensdauer oder Reparierbarkeit eines elektronischen Gerätes», kritisiert Sara Stalder. «Der Konsument kauft die Katze im Sack.» Der Konsumentenschutz setzt sich deshalb auf politischer Ebene für bessere Produkteinformationen und längere Garantiefristen ein.

Reparieren statt wegwerfen

Auch in der Schweiz gibt es zahlreiche ­Repair Cafés, in ­denen Experten ­ehrenamtlich bei der Reparatur von ­defekten Alltags­gegenständen helfen und wo Werkzeug und Material für alle ­möglichen Repara­turen vorhanden sind.

Eine Liste der Repair Cafés findet man auf: www.konsumentenschutz.ch.

Wer selber Hand ­anlegen will: Unter www.ifixit.com findet man Anleitungen und Ersatzteile für die ­Reparatur von ­Computern, Tablets und Smartphones bis hin zu Autos und Haushaltsgeräten.

Auch in der Schweiz gibt es zahlreiche ­Repair Cafés, in ­denen Experten ­ehrenamtlich bei der Reparatur von ­defekten Alltags­gegenständen helfen und wo Werkzeug und Material für alle ­möglichen Repara­turen vorhanden sind.

Eine Liste der Repair Cafés findet man auf: www.konsumentenschutz.ch.

Wer selber Hand ­anlegen will: Unter www.ifixit.com findet man Anleitungen und Ersatzteile für die ­Reparatur von ­Computern, Tablets und Smartphones bis hin zu Autos und Haushaltsgeräten.

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