Beat (55) serviert das beste Fondue der Karibik
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Corinne Harder (51) und Beat Stocker (55) leben auf Bonaire
Neustart für ein Schweizer Paar in der Karibik

Corinne Harder (51) und Beat Stocker (55) wollten sich beruflich noch einmal verändern. Auf der Karibikinsel Bonaire hat sich das Schweizer Paar 2022 eine neue Existenz aufgebaut.
Publiziert: 25.08.2024 um 12:34 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2024 um 13:45 Uhr
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Das Schweizer Paar Corinne Harder und Beat Stocker hat sich seinen Traum in der Karibik erfüllt. Sie haben sich mit ihrem kleinen Hotel und der Tauchbasis eine neue Existenz aufgebaut.
Foto: Zvg

«Seit wir auf Bonaire leben, trage ich nur noch Shorts, T-Shirts und Flipflops», sagt Beat Stocker (55) lachend. Mit seiner Lebenspartnerin Corinne Harder (51) hat er im Mai 2022 auf der Insel Bonaire vor der Küste Venezuelas in der südlichen Karibik ein kleines Hotel mit Pool und Tauchbasis eröffnet.

Planänderung durch die Pandemie

Beat Stocker aus Rudolfstetten AG, war auch die treibende Kraft hinter der Auswanderung in die Karibik. Der gelernte Automechaniker war lange im Automobilsport tätig, bevor er über Jahre bei einer internationalen Firma als Ausbilder in der Maschinenindustrie tätig war. «Ich dachte, das sei mein Lebensjob. Tolle Firma, guter Lohn. Was will man mehr?» Dennoch erfüllte sich Stocker mit über 50 Jahren den langgehegten Wunsch und absolvierte die Wirtefachschule. Ein kleines Hotel mit Gastronomie in der Schweiz war sein Traum. «Wir haben uns einige Betriebe in der Schweiz angeschaut und waren nah dran etwas zu kaufen, aber mit der Coronapandemie sind die Preise enorm gestiegen oder die Lage der Objekte passte nicht», sagt Stocker. So erweiterte das reise- und tauchbegeisterte Paar seinen Suchradius und plante eine Reise nach Bonaire, wo es bereits 2017 einen Tauchurlaub verbracht hatte. «Beat hat im Vorfeld recherchiert und ist unter anderem auf das Sonrisa Hotel gestossen, das wir uns im September 2021 vor Ort anschauen wollten», erklärt die Kommunikationsfachfrau Corinne Harder aus Frauenfeld TG. 

Überzeugende Lage und Liegenschaft mit guter Bausubstanz

Die Nähe zum Strand, der Garten des Hotels und die gute Bausubstanz waren genügend überzeugende Argumente für das Schweizer Paar, das – zurück in der Schweiz – einen Businessplan erstellte und alle Formalitäten regelte. Stocker und Harder kündigten ihre Jobs, verkauften ihre Wohnungen und wanderten im Dezember 2021 auf die holländische Karibikinsel Bonaire aus.. «Wir haben keine Kinder und unsere Eltern sind verstorben, also hielt uns nicht viel in der Schweiz. Unsere Freunde können uns hier jederzeit besuchen», sagt Harder. 

Das Zusammenleben hatte das Paar, das seit knapp zehn Jahren zusammen ist, schon während Corona getestet. In ihrer neuen Heimat funktionieren sie seit der Hoteleröffnung im Mai 2022, nach einigen Renovationen und Umbauten, inzwischen auch als gut eingespieltes Unternehmerpaar ausgezeichnet. Sie ist hauptsächlich im Office tätig, kümmert sich um das Personal und packt bei der Reinigung oder im Service mit an, während er sich vor allem um das leibliche Wohl der Gäste in der Küche kümmert oder das Tauchequipment, Mietautos organisiert und die Liegenschaften in Schuss hält. «Sonne, Salz und Wind machen hier immer wieder Reparaturen nötig», sagt Stocker. 

Kleine Karibikinsel ohne Massentourismus

Zum Glück ist die kleine südkaribische Insel mit rund 288 Quadratkilometer und etwa 24’000 Einwohner kaum von Hurrikans betroffen und kann das ganze Jahr besucht werden. Bonaire ist nicht nur bei Tauchern beliebt, sondern auch bei Kite- und Windsurfern. Vorteile der Insel sind, dass die schönsten Tauchplätze direkt vom Land und ohne Boot angesteuert werden können und es keinen Massentourismus gibt, erklärt Harder. Zudem sei alles mit dem Auto in kurzer Zeit erreichbar. So findet auch das Schweizer Paar gelegentlich Zeit für ein romantisches Abendessen im Lieblingsrestaurant am Strand, einen Tauchgang zu zweit oder kann in der nahen Haupstadt Kralendijk gemeinsam einkaufen. 

Wenig fruchtbare Böden sorgen für hohe Preise

«Da fast nichts auf der Insel wächst und praktisch alles importiert werden muss, sind die Preise hier etwa gleich wie in der Schweiz oder noch höher», sagt Harder. Einzig Fleisch, das aus Argentinien oder Brasilien kommt – oder Fisch – ist günstig. Für einen Liter Frischmilch bezahlt man auf Bonaire sechs US-Dollar. Gutes Mehl für das täglich frisch gebackene Brot zu bekommen, sei nicht einfach. «Da müssen wir manchmal hamstern, wenn ein Container mit Mehl aus Holland kommt. Mehl aus den USA mit Zusatzstoffen eignet sich nicht für die Zubereitung von Zopf und Brötchen», weiss sie.

Das Restaurant der Schweizer ist nicht nur wegen des selbst gebackenen frischen Brotes inzwischen sehr beliebt auf der Insel. Auch andere Gerichte, wie Beats hausgemachter Fleischkäse oder das Schweizer Käsefondue, stossen auf Anklang. «Die holländischen Gäste wollten das Fondue oft mit Früchten, also haben wir diese spezielle Version angepasst, auch wenn uns das etwas schwerfällt», sagt Stocker lachend. 

Wenig Kriminalität und viel Natur

Bei der einheimischen Bevölkerung auf Bonaire seien vor allem Eintopfgerichte mit Ziegenfleisch, Reis oder Leguan beliebt, wissen die Schweizer, die mit ihren Mitarbeitenden und deren Familien auch gelegentlich ausserhalb der Arbeit Kontakt pflegen. «Die Bevölkerung ist sehr freundlich und wir haben hier kaum Kriminalität», schwärmt Stocker von Bonaire. Neben dem Klima und der Unterwasserwelt schwärmen die Schweizer auch von den unterschiedlichen Küstengebieten, den Salzseen, von Leguanen und Flamingos und unzählig frei lebenden Eseln, denen man unterwegs oft begegnet oder den Kakteen und Mangroven auf ihrer Trauminsel. 

Zukunftspläne und Altersvorsorge

Unmittelbar hinter ihrem Boutiquehotel mit den zwölf Zimmern hat Beat Stocker 2023 noch ein kleines Privathaus für sich und seine Partnerin gebaut, für etwas mehr Privatsphäre. «Da sind wir aber praktisch nur zum Schlafen. Die meiste Zeit sind wir im Hotel und kochen und essen auch dort», sagt Corinne Harder. Das dürfte bis zur Pensionierung der beiden auch so weiterlaufen, so der Plan. Dann wollen sie ihr kleines Paradies verkaufen, die freie Zeit mit Reisen nochmals richtig geniessen und sich dann in der Schweiz zur Ruhe setzen.

«Man weiss nie, was kommt, aber wir haben für das Alter vorgesorgt und in Frauenfeld noch eine Eigentumswohnung», erklärt Harder. Was sie in der Karibik aus der Schweiz vermissen, sind einzig Schokolade und Cervelat. «Dafür müssen wir aber nicht extra in die Schweiz. Das bringen uns von Zeit zu Zeit Freunde oder Gäste aus der Schweiz mit», sagt sie lachend. Bereut haben die Schweizer ihre Auswanderung und die neue Selbstständigkeit noch nie. Beat Stocker: «Wir arbeiten hier mehr als in der Schweiz, aber wir haben weniger Stress.» 

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