Berner Auswanderin findet neues Glück in Spanien
«Ich habe mich in der Schweiz nicht mehr zu Hause gefühlt»

Therese Frey (61) aus Bern hat sich einen langgehegten Traum erfüllt und lebt seit 2017 mit ihren Tieren in Spanien. Von der Schweiz war sie enttäuscht und fühlte sich hier nicht mehr zu Hause.
Publiziert: 08.01.2023 um 10:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2023 um 16:00 Uhr
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In Oberhofen am Thunersee mit Sicht auf See und Stockhornkette ist Therese Frey aufgewachsen. Berge und Wasser musste darum auch in der neuen Heimat sein.
Foto: Zvg

«Ich brauche Wasser und Berge zum Leben», erzählt Therese Frey (61), die am Thunersee aufgewachsen ist. Das hat sie auch in ihrer neuen Heimat in Spanien, einfach bei höheren Temperaturen. Das Meer und die Berge sieht sie von ihrer Dachterrasse aus. Mit dem Auto ist sie in fünf Minuten am Strand von San Luis de Sabinillas.

Den Traum vom Leben in Spanien hatte die Bernerin schon länger, allerdings wollte sie damit bis zum Rentenalter warten. Von der Schweiz enttäuscht, hat sie ihren Plan kurz entschlossen schon vor fünf Jahren umgesetzt.

«Ich habe mich in der Schweiz nicht mehr zu Hause gefühlt»

«Ich hatte genug vom aufreibenden Arbeitsleben in der Schweiz», so Frey. Als alleinerziehende Mutter habe sie früher immer wieder Schikane von Schulen und Behörden erlebt. «Das wollte ich mir nicht mehr antun.»

Ihre mittlerweile 30-jährige Tochter hat die viersprachige Bernerin alleine gross gezogen. Daneben hat sie in verantwortungsvollen Positionen im kaufmännischen Bereich gearbeitet und gutes Geld verdient. «Wir hatten ein gutes Leben. Bis zu meiner letzten Anstellung, die unschön endete, hatte ich immer gute und langjährige Arbeitgeber», so die 61-Jährige.

Ein Jahr lang suchte Frey vergeblich nach einer neuen Arbeitsstelle, musste zudem eine Fuss-Operation über sich ergehen lassen und wurde ausgesteuert. Einen Monat lang war sie auf Sozialhilfe angewiesen. «Als das Sozialamt mein 21-jähriges Pferd schlachten lassen und meinen 19-jährigen Opel Corsa verkaufen wollte, hatte ich genug von der Schweiz und solchen Schikanen», sagt sie. Frustriert liess sie sich daraufhin einen Teil der Pensionskasse auszahlen und kaufte für knapp 100'000 Franken ein Haus in Andalusien. Drei Monate später war sie weg aus der Schweiz. «Ich habe mich in der Schweiz nicht mehr zu Hause gefühlt.»

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Haus zum Schnäppchenpreis dank Tipp der Tante

Die Region um Manilva kannte die Schweizerin gut, weil eine Tante von ihr seit Jahren dort lebte und Therese Frey seit etwa dreissig Jahren oft mit ihrer Tochter in den Ferien bei ihr war. «Meine Tante gab mir den Tipp von diesem Haus zum Schnäppchenpreis», sagt die Bernerin. Mit etwas Farbe in der Küche und einem neuen Bad, war das Reihenhaus bei Manelva, in einer Siedlung mit Gemeinschaftspool und angenehmer Nachbarschaft, für die Schweizerin genau das, was sie für sich und ihre Tiere gesucht hatte. «Weil ich wegen meiner Operation das Haus nicht besichtigen konnte, ist meine Tochter für die Besichtigung nach Spanien gereist und hat mir Bilder und Videos geschickt.» So hat sich die Schweizerin zum Kauf des Hauses und entschieden und ist nach Andalusien in die Nähe ihrer Tante gezogen.

Grosses Engagement für vernachlässigte Tiere

«Es war mir wichtig, dass ich meine Tante als Anknüpfungspunkt in meiner neuen Heimat hatte und dass ich die Gegend schon gut kannte. Das hat mir den Start am neuen Ort erleichtert», sagt Frey. Die Schweizerin engagiert sich mit viel Herzblut in der Umgebung für vernachlässigte oder ausgesetzte Tiere. Neben ihrem Pferd, das in einem nahen Reiterhof untergebracht ist und ihren eigenen acht Katzen, drei Hunden und sechs Kanarienvögeln, die in ihrem Haus mit Garten leben, hilft sie in einer nahen Katzenstation mit und hat Katzenkastrationsaktionen ins Leben gerufen. Zudem kümmert sich um einige Esel oder Ziegen von Bauern und übernimmt auch mal Tierarztrechnungen, wenn einheimische Tierbesitzer nicht für die Heilungs- oder Futterkosten von ihren Hunden oder Katzen aufkommen können oder wollen. Langweilig wird es der Rentnerin nicht: «Ich habe hier viel zu tun. Es gibt leider immer wieder ausgesetzte oder verletzte Tiere, um die sich sonst niemand kümmert.»

Keine Probleme mit Machos

Fast täglich reitet sie mit ihrem Pferd aus und ist oft stundenlang mit ihren Hunden unterwegs. «Die fruchtbare Gegend mit den Mandarinen- und Orangenplantagen hier ist landschaftlich wunderschön», schwärmt die Bernerin. Sie hat dank ihrer Spanischkenntnisse schnell Kontakte zu Einheimischen gefunden und Freundschaften geschlossen. Darunter seien gerade bei ihren Reiterfreunden vorwiegend Männer. «Männer dominieren hier noch immer und es gibt einige Machos.» Damit hat sie kein Problem, nicht zuletzt, weil sie sich schon früher als alleinerziehende Mutter durchsetzen musste und sich auch im Berufsleben als Frau immer wieder behaupten musste.

Enges Verhältnis trotz Distanz

Mit ihrer erwachsenen Tochter Noura, die in der Schweiz geblieben ist, pflegt die Mutter trotz der Distanz ein enges Verhältnis und die Tochter besucht sie regelmässig in Spanien. Dann sind die beiden mit den Pferden unterwegs, geniessen den nahen Strand, kochen und essen gemeinsam oder sind auf der gemütlichen Dachterrasse mit herrlichem Ausblick auf die Berge und das Meer. «Ich liebe Pflanzen und Blumen und wenn alles blüht in den Sommermonaten, ist mein Garten und die Terrasse besonders schön», erzählt sie.

Sparsames Leben und ein gutes soziales Umfeld

Ihren Lebensunterhalt kann Frey mit der gut gefüllten Pensionskasse in Spanien ziemlich gut bestreiten, auch wenn inzwischen die Lebenskosten, Benzin sowie Strom in Spanien erheblich gestiegen sind. «Dieses Geld habe ich selber hart erarbeitet und ich lebe hier sparsam und eher zurückgezogen.»

Bereits im nächsten Jahr wird Frey mit 62 Jahren zudem frühzeitig ihre AHV erhalten. «In der Schweiz könnte ich mit meiner AHV nicht leben, auch wenn ich immer gearbeitet und eingezahlt habe», sagt Frey. Eine Rückkehr in die Schweiz ist, auch darum, für sie kein Thema, selbst wenn ihre Lieblingstante in Spanien vor drei Jahren leider verstorben ist. «Ich habe mir über die Jahre hier ein gutes soziales Umfeld mit meinen Nachbarn und einheimischen Freunden aufgebaut. Ich lebe hier und jetzt und weiss, ich muss mir dank meiner aufgebauten Freundschaften keine Sorgen in Zukunft machen.»

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