«Meinen Blacky wegzugeben, kommt für mich nicht in Frage. Das wäre ganz schlimm für mich», sagt Lisbeth Heger im Interview mit BLICK und streichelt ihren knapp dreijährigen Mischlingshund liebevoll über den Kopf. Seit Mai 2019 lebt sie allein mit Blacky in ihrer Wohnung in Bonstetten ZH. Ihr Ehemann ist wegen Demenz in einem nahen Heim. Kurz nach seinem Eintritt ins Heim erlitt die Hundebesitzerin zwei Herzinfarkte und musste ins Krankenhaus. Vorübergehend konnte sich eine ihrer Töchter um Blacky kümmern, bis Lisbeth Herger wieder zu Hause war. Auf Dauer war das aber keine Lösung.
Lange Spaziergänge sind für Blacky und sein Frauchen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Die 80-Jährige leidet neben den Herzproblemen an Arthrose in den Füssen. «Meine Tochter meinte dann, dass ich mich langsam auf die Suche nach einem neuen Platz für Blacky machen sollte. Das wollte ich aber auf keinen Fall», sagt die betagte Frau mit belegter Stimme und kämpft mit den Tränen. Im Internet sei sie dann auf den Verein «Mensch und Tier im Glück» (MuTIG) gestossen.
Angewöhnung für Tiere und Betreuer
Seit Juni betreut jetzt Ingrid Peters vom Verein «Mensch und Tier im Glück» ehrenamtlich an zwei bis drei Tagen pro Woche den lauffreudigen Blacky und unternimmt mit ihm ausgedehnte Spaziergänge. Langsam konnte Peters zum eher schüchternen Mischlingshund eine Beziehung aufbauen, und Blacky freut sich, dass er nicht nur noch mit Frauchen kurz sein Geschäft verrichten, sondern sich auch wieder richtig auspowern und herumtollen kann. «Blacky ist sehr auf seine Halterin fixiert und musste sich auch erst an mich gewöhnen. Jetzt geniessen wir beide aber die langen Spaziergänge», sagt die tierliebende Ingrid Peters, die sich seit über einem Jahr als Tierbetreuerin im Verein engagiert.
Fast ein eigenes Tier, aber mit weniger Verpflichtung
Drei weitere Freiwillige von MuTIG und eine Tochter von Lisbeth Heger teilen sich inzwischen die Wochentage, damit Blacky wieder tiergerecht bei seiner Halterin zu Hause bleiben und in seiner gewohnten Umgebung gut betreut leben kann.
Die freiwillige Betreuerin Peters ist nicht nur für Blacky zuständig, sondern hat auch schon Pflegehunde vorübergehend bei sich aufgenommen, wenn ein Tierhalter ins Spital musste oder wenn infolge eines Todesfalls ein neuer Lebensplatz gefunden werden musste. «Diese Engagements sind für mich ideal. Ich bewege mich regelmässig an der frischen Luft, bin aber dennoch nicht gebunden wie mit einem eigenen Tier, wenn ich beispielsweise Ferien machen möchte», sagt Peters. Zudem erhalte sie vom Verein und der Gründerin Heidi Randegger jederzeit Unterstützung.
Haustiere in der Rolle als Sozialpartner
Randegger arbeitete viele Jahre im Tierheim Pfötli in Winkel ZH, bis sie 2015 den Verein MuTIG gründete und 2016 mit inzwischen 125 Freiwilligen schweizweit aktiv wurde. Sie weiss, welchen Stress eine Unterbringung in einem Tierheim für manche Tiere bedeutet und wie sie darunter leiden. «Wir möchten mit dem Verein verhindern, dass Tiere überhaupt wegen solcher Situationen in ein Tierheim müssen», erklärt die Gründerin.
Nicht nur die Tiere profitieren vom Engagement der Freiwilligen, sondern eben auch ältere Menschen wie Lisbeth Heger mit Blacky, weiss Randegger. «Von Einsamkeit und Isolation sind besonders ältere oder kranke Menschen betroffen, und Haustiere übernehmen daher oft eine besonders wichtige Rolle als Sozialpartner.»
Das sieht auch Lisbeth Heger so. Die Heimeinweisung ihres demenzkranken Ehemanns belastet sie sehr, wie sie mit zittriger Stimme zu BLICK sagt. Sie ist darum sehr froh, dass dank des Vereins und der kostenlosen Tierbetreuung durch Freiwillige wie Peters wenigstens ihr geliebter Vierbeiner bei ihr bleiben kann. «Ich hätte es mir nicht leisten können, täglich einen Hundesitter für Blacky zu bezahlen, der mich entlastet», sagt sie. Immer wieder streichelt sie ihr «Buebeli» zärtlich, während sie erzählt, gibt ihm Läckerli und spricht mit ihm. «Ich bin glücklich, dass ich jemanden gefunden habe, der sich liebevoll um Blacky kümmert, und er bei mir bleiben kann», sagt sie, und ihr «Buebeli» schmiegt sich noch einmal an sein Frauchen.
Ehrenamtliches Engagement für Haustiere und Halter
Der Verein «Mensch und Tier im Glück» ist schweizweit tätig und wird über Spenden finanziert. Ein Netz von Freiwilligen bietet kostenlose Unterstützung in der Tierbetreuung. Sie gehen regelmässig mit Hunden spazieren, helfen beispielsweise in der Fellpflege bei Katzen oder übernehmen Tierarztbesuche. Muss ein Tierhalter notfallmässig ins Krankenhaus oder ist nicht mehr in der Lage, sein Tier bei sich zu behalten, werden die Vierbeiner auch vorübergehend in liebevollen Pflegeplätzen untergebracht. Einige der Freiwilligen erklären sich zudem bereit, Tiere in der Familie aufzunehmen, bis diese wieder nach Hause oder an einen passenden Lebensplatz weitervermittelt werden können.