Mit ihrem langen Hals können Giraffen von hohen Baumwipfeln zarte Blätter runterholen. Ein anschauliches Beispiel für die evolutionäre Anpassung an einen Lebensraum. Jetzt hat ein Forscherteam aus Peking und Basel eine neue Erklärung für den langen Hals: Er ist im Balzkampf um das Weibchen ein Vorteil.
Grundlage dafür ist die 17 Millionen Jahre alte Ur-Giraffe Discokeryx xiezhi. Ihre Fossilien wurden im Nordwesten Chinas gefunden und von einem internationalen Team von Paläontologen unter der Leitung von Professor Wang ShiQi und in Zusammenarbeit mit Loïc Costeur und Bastien Mennecart vom Naturhistorischen Museum Basel untersucht. Das Resultat wurde in der renommierten Zeitschrift «Science» veröffentlicht.
Kampf ums Weibchen
Das Besondere an dieser Ur-Giraffe ist der Schädel, der mit einer Art dicken Scheibe ausgestattet war, die als Horn diente. Dazu kamen grosse, tubenförmige Halswirbel. Dies ermöglichte Kopfkämpfe, bei denen die männlichen Giraffen im Kampf um Weibchen mit ihren Köpfen mit aller Kraft aufeinanderstiessen. Die Analysen der Fossilien zeigen: Kein Tier der Erdgeschichte konnte mit Discokeryx xiezhi mithalten.
Vorteilhaft ist nicht nur ein harter Kopf, sondern auch ein langer Hals. Das kann man bis heute beim Kampf von Giraffenmännchen beobachten. Die Forscher gehen davon aus, dass sich der lange Hals bei den Vorfahren der heutigen Giraffen durch sexuelle Selektion entwickelt hat, weil jene Bullen als Sieger hervorgingen und sich so bei der Paarung durchsetzten. Dass die Giraffen dadurch auch noch besser ans Futter in höheren Lagen gelangten, war bloss ein weiteres Plus.