Strahlung wird immer heller
Schwarzes Loch in der Milchstrasse scheint gefrässiger zu werden

Das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstrasse verhält sich normalerweise eher ruhig. Im Frühjahr strahlte es plötzlich doppelt so hell wie gewöhnlich. Über die Ursache können Forscher bisher nur spekulieren.
Publiziert: 17.09.2019 um 16:14 Uhr
|
Aktualisiert: 09.04.2021 um 15:09 Uhr
1/2
Am 13. Mai 2019 strahlte das Schwarze Loch plötzlich doppelt so hell wie auf den hellsten der übrigen Aufnahmen. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Das gigantische Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstrasse gönnt sich derzeit ein ungewöhnlich reichhaltiges Mahl. Das schliessen Astronomen aus einem plötzlichen Helligkeitsausbruch des Massemonsters: Es leuchtet so hell wie nie seit Beginn der Beobachtungen.

«Wir haben in den 24 Jahren, die wir das supermassereiche Schwarze Loch untersuchen, nichts Vergleichbares gesehen», berichtete Andrea Ghez von der Universität von Kalifornien in Los Angeles in einer Mitteilung. Die Forscher stellen ihre Beobachtungen im Fachblatt «The Astrophysical Journal Letters» vor. Über die Ursache des plötzlichen Ausbruchs rätseln sie noch.

Schwarzes Loch hat Masse von vier Millionen Sonnen

Wie die meisten Galaxien besitzt auch die Milchstrasse ein extrem massereiches Schwarzes Loch in ihrem Zentrum. Es vereint die Masse von rund vier Millionen Sonnen. Schwarze Löcher selbst sind zwar nicht sichtbar, aber wenn Materie in ihren Schwerkraftstrudel fällt, erhitzt sie sich und leuchtet hell auf, bevor sie auf Nimmerwiedersehen hinter dem sogenannten Ereignishorizont verschwindet. Manche supermassereichen Schwarzen Löcher erzeugen auf diese Weise mehr Strahlung als die gesamte Galaxie, in der sie sitzen.

Plötzliches Aufflammen von Aktivität

Nicht so das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstrasse. «Es ist normalerweise ein ziemlich ruhiges, schwächliches Schwarzes Loch auf Diät», erläuterte Ghez. Die Forscher hatten rund 13'000 Messungen aus 133 Nächten seit 2003 analysiert. Am 13. Mai 2019 strahlte das Schwarze Loch plötzlich doppelt so hell wie auf den hellsten der übrigen Aufnahmen.

«Die grosse Frage lautet, ob das Schwarze Loch in eine neue Phase eintritt», betonte Ghez' Kollege Mark Morris. Das könne etwa bedeuten, dass die Menge an interstellarem Gas, die in das Schwarze Loch strudele, für eine längere Zeit zunehme.

Verursachen Asteroiden oder Gase das Feuerwerk?

Andere mögliche Erklärungen sind beispielsweise grosse Asteroiden, die in das Schwarze Loch gezogen wurden, oder einzelne Klumpen aus interstellarem Gas, die das plötzliche Feuerwerk verursacht haben könnten.

Eine weitere mögliche Ursache könnte der Stern S0-2 sein, der das zentrale Schwarze Loch auf einer Bahn umkreist, die ihn sehr nah an den Ereignishorizont führt. Er könnte bei seiner jüngsten grössten Annäherung im Sommer 2018 Gas in Richtung des Schwarzen Lochs geschleudert haben, das jetzt in das Massemonster fällt.

Ähnlich könnte es sich auch mit dem Himmelsobjekt mit der Bezeichnung G2 verhalten, bei dem es sich vermutlich um einen Doppelstern handele. Es kam 2014 dem Schwarzen Loch nahe und könnte dabei seine äussere Hülle verloren haben, argumentieren die Astronomen.

Ist die Erde in Gefahr?

Welche Ursache für den plötzlichen Ausbruch des Schwarzen Lochs verantwortlich ist, werden erst weitere Beobachtungen zeigen können. Gefahr für die Erde bestehe nicht, betonen die Wissenschaftler. Das Massemonster im Zentrum der Milchstrasse sei 26'000 Lichtjahre von der Erde entfernt, und die Strahlung müsste mindestens zehn Milliarden Mal so stark sein wie beobachtet, um für das Leben auf der Erde eine Rolle zu spielen. (SDA)

Was ist ein Schwarzes Loch?

Es ist extrem verdichtete Materie, im Bild gesprochen die ganze Erde auf Stecknadelkopf-Grösse gepresst. Diese Masse hat enorme Anziehungskraft. Alle umliegende Materie wird einfach aufgesogen. Schwarze Löcher kann man in der Regel nicht «sehen», da sie sogar Licht verschlucken.

Wie kann man die Löcher sehen?

Ihre Existenz kann lediglich bewiesen werden, indem die Strahlung gemessen wird, die von Materie ausgesandt wird, die in ein Loch gesogen wird. Schwarze Löcher können trotzdem als extrem helle Erscheinungen auftreten, weil sich das eingesogene Material durch rotierende Gase um das Lochzentrum aufheizen und extrem hell zu leuchten beginnen.

Wie entstehen Schwarze Löcher?

Schwarze Löcher gibt es wohl in fast jeder Grösse im Kosmos - von der einfachen Masse unserer Sonne bis zu Milliarden Sonnenmassen. Schwarze Löcher entstehen aus sterbenden Blauen Riesen, also Himmelskörpern (Sternen), die mindestens dreimal die Masse unserer Sonne haben. Kühlt ein Blauer Riese ab, entwickelt er sich zu einem riesigen instabilen Stern. Fällt dieser in einem Gravitationskollaps in sich zusammen, fallen die äusseren Schichten auf den Kern ein und führen zu einer Explosion (Supernova). Nach dieser Explosion fällt der Sternkern endgültig zusammen, verdichtet sich und wird schliesslich zu einem Schwarzen Loch.

Es ist extrem verdichtete Materie, im Bild gesprochen die ganze Erde auf Stecknadelkopf-Grösse gepresst. Diese Masse hat enorme Anziehungskraft. Alle umliegende Materie wird einfach aufgesogen. Schwarze Löcher kann man in der Regel nicht «sehen», da sie sogar Licht verschlucken.

Wie kann man die Löcher sehen?

Ihre Existenz kann lediglich bewiesen werden, indem die Strahlung gemessen wird, die von Materie ausgesandt wird, die in ein Loch gesogen wird. Schwarze Löcher können trotzdem als extrem helle Erscheinungen auftreten, weil sich das eingesogene Material durch rotierende Gase um das Lochzentrum aufheizen und extrem hell zu leuchten beginnen.

Wie entstehen Schwarze Löcher?

Schwarze Löcher gibt es wohl in fast jeder Grösse im Kosmos - von der einfachen Masse unserer Sonne bis zu Milliarden Sonnenmassen. Schwarze Löcher entstehen aus sterbenden Blauen Riesen, also Himmelskörpern (Sternen), die mindestens dreimal die Masse unserer Sonne haben. Kühlt ein Blauer Riese ab, entwickelt er sich zu einem riesigen instabilen Stern. Fällt dieser in einem Gravitationskollaps in sich zusammen, fallen die äusseren Schichten auf den Kern ein und führen zu einer Explosion (Supernova). Nach dieser Explosion fällt der Sternkern endgültig zusammen, verdichtet sich und wird schliesslich zu einem Schwarzen Loch.

Acht Teleskope machten das erste Bild eines Schwarzen Lochs
0:52
55 Millionen Lichtjahre:Für dieses Foto brauchten die Forscher acht Teleskope
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?