Ben Moore gehört zu den absoluten Experten, wenn es um Sterne, Raumschiffe und die physischen Gesetze im Weltall geht. Der Astrophysiker der Uni Zürich kann deshalb fast keinen Science-Fiction-Film schauen, ohne sich grün und blau zu ärgern. «Manche Filme bereiten mir physisch Schmerzen», sagt Moore.
Für BLICK analysiert er nun sechs Szenen bekannter Science-Fiction-Filme, unter anderem eine aus dem neuen Film «Star Wars: Die letzten Jedi», der letzte Woche Premiere feierte. Achtung! Wer den Film noch nicht gesehen hat und sich die Überraschung nicht verderben lassen will, sollte vor der letzten Analyse halt machen.
Moore zeigt, dass sich einige Regisseure durchaus bemühen, die Gesetze der Wissenschaft zu beachten. Trotzdem ist ein bisschen mehr Fantasy und ein klein weniger Science nicht schlecht, denn so eine Schlacht im Weltall wäre ansonsten ziemlich langweilig anzuschauen.
1. Star Wars Episode IV: Krieg der Sterne (1977)
Rebellen eröffnen das Feuer auf den Todesstern, Hauptquartier der Separatisten, und versuchen die riesige Raumstation mit ihren Laserstrahlen zu zerstören. Farbige Lichtstrahlen schiessen durch die Luft, begleitet von lauten Explosionen.
Würde eine Weltraum-Schlacht so aussehen?
Ben Moore: Laserkanonen existieren und werden vor allem vom Militär genutzt. Jedoch würde man die farbigen Laserstrahlen nicht sehen, da sich Licht für ein menschliches Auge viel zu schnell bewegt. Zudem besitzt der Todesstern keine Atmosphäre. So feuern die Laserkanonen also direkt in den Weltraum – dort herrscht aber ein Vakuum. Das bedeutet, es gibt kein Medium wie Luft, deren Moleküle durch Schall Geräusche übertragen können. Aus diesem Grund wäre ein solcher Kampf stumm. Auch die Explosionen kann man sich wegdenken. Denn Sauerstoff existiert im Weltall ebenfalls nicht und ohne Sauerstoff – kein Feuer.
2. Der Marsianer (2015)
Der Astronaut Mark Watney strandet allein auf dem Mars. Um nicht zu verhungern, mischt er dem Marsboden seine Exkremente bei und pflanzt darin Kartoffeln an, die tatsächlich wachsen.
Ist das möglich?
Ja, das ist möglich. Es ist zwar herausfordernd, da der Boden auf dem Mars nur wenige Nährstoffe beinhaltet, die Pflanzen zum Wachsen benötigen. Doch wurden auf der Erde bereits schon erfolgreich Pflanzen unter marsähnlichen Bedingungen gezüchtet. Es wird auch schon geforscht, wie feste Exkremente optimal für Marsmissionen verwendet werden können. Generell kann man jedoch sagen, dass «Der Marsianer» sich ziemlich an die Wissenschaft hält.
3. Armageddon (1998)
Ein Meteorit rast auf die Erde zu. Eine Gruppe Bohrspezialisten wird geschickt, um ihn zu zerstören. Mit einer Atombombe jagen sie den Himmelskörper in letzter Sekunde in die Luft und retten so die Menschheit.
Können uns Atombomben also vor einem drohenden Meteoriten-Einschlag schützen?
Der Film gehört für mich zu den schlechtesten des 20. Jahrhunderts. Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Um einen so grossen Asteroiden zu zerstören, hätte Bruce Willis etwa 100 Millionen Atombomben gebraucht – nicht nur eine einzige. Ausserdem wächst auf dem Asteroiden Gras. Das ist lächerlich, denn Asteroiden besitzen keine Atmosphäre und die Temperatur liegt unter dem Gefrierpunkt. Asteroiden sind kein Ort, auf dem etwas wachsen könnte.
4. Interstellar (2014)
Der ehemalige Nasa-Astronaut Cooper reist durch ein schwarzes Loch in eine andere Zeitdimension. Dadurch gelangt er in die Vergangenheit seiner Tochter und kann dort mit ihr kommunizieren.
Kann man mit Hilfe eines schwarzen Lochs in der Zeit zurückreisen?
Wenn man in ein schwarzes Loch fällt, verändert sich die Zeit für einen selbst nicht. Doch ausserhalb des Lochs läuft die Zeit schneller als vorher. Dieses Zeit-Paradoxon wird im Film berücksichtigt. Wissenschaftlich betrachtet wäre das Zeitreisen sogar möglich, und zwar durch sogenannte Wurmlöcher. Ein Wurmloch ist eine Abkürzung in der gekrümmten Raumzeit. Durch das Loch wird die Krümmung umgangen, dadurch ist es möglich, in kürzester Zeit gewaltige Distanzen im All zurückzulegen. Jedoch existieren Wurmlöcher bisher nur in der Theorie.
5. Per Anhalter durch die Galaxis (2005)
Aliens möchten aus Platzgründen die Erde zerstören. Auf Knopfdruck wird die Erde gesprengt – nur winzige Staubteilchen bleiben übrig.
Kann unsere Erde auf einen Schlag vernichtet werden?
Die Erde besteht aus Trilliarden Tonnen von Gestein und Eisen. Es ist also ziemlich schwierig, sie zu zerstören – aber nicht unmöglich. Ein extrem starker Laser wäre dazu in der Lage. Um diesen anzutreiben, bräuchte es jedoch 100 Millionen Tonnen an Wasserstoff. Noch besser könnte man die Erde mit einem Strahl Antimaterie zerstören. Dieser benötigt aber mindestens eine Milliarde Tonnen Antimaterie. Was schwierig werden könnte, da Antimaterie nur in aufwendigen Experimenten hergestellt werden kann.
6. ACHTUNG SPOILER: Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi (2017)
Durch eine Schleuse wird Prinzessin Leia ohne Raumanzug ins All hinausgeschleudert – und überlebt.
Was passiert, wenn ein Mensch dem Weltraum schutzlos ausgeliefert ist?
Um zu verhindern, dass die Lunge wegen des Druckunterschieds im Vakuum des Weltalls explodiert, müsste eine Person als Erstes sämtliche Luft ausatmen. Danach würde man wegen des Sauerstoffmangels ziemlich schnell das Bewusstsein verlieren. Ebenso müsste man darauf achten, die Augen zu schliessen. Ansonsten würden diese wegen der Temperaturen von minus 270 Grad einfrieren. Ein Mensch könnte eine Minute im All überleben, danach würden seine Körperflüssigkeiten aufgrund des Vakuums verdampfen und ihn töten.