Die kosmische Expansionsrate sei etwa fünf bis neun Prozent höher als bislang berechnet. Die Forscher stellen ihre Analysen in einer der kommenden Ausgaben des Journals «The Astrophysical Journal» vor.
Mit dem Weltraumteleskop bestimmte das Team um Riess die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums so genau wie nie zuvor. Diese sogenannte Hubble-Konstante liegt im lokalen Kosmos demnach bei 73,2 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec. Ein Megaparsec sind 3,26 Millionen Lichtjahre.
Zwei Punkte, die ein Megaparsec voneinander entfernt sind, streben also mit 73,2 Kilometern pro Sekunde weiter auseinander. Diesen Wert verglichen die Astronomen mit der Expansionsrate, die sich aus Messungen des Urknallechos mit den Satelliten «WMAP» und «Planck» ergeben.
Dieser Vergleich sei wie der Bau einer Brücke zwischen beiden Werten, erläuterte Riess in einer Mitteilung des Weltraumteleskop-Instituts STScI in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland.
An einem Ufer befänden sich die «Hubble»-Messungen aus dem lokalen Universum, am anderen die Satellitenmessungen des Urknall-Echos. «Man beginnt an zwei Enden und erwartet, dass sie sich in der Mitte treffen, wenn alle Zeichnungen und Messungen korrekt sind», beschrieb der Astronom. «Aber die beiden Enden treffen sich nun nicht richtig in der Mitte, und wir möchten wissen warum.»
Eine Möglichkeit könnte ein bislang hypothetisches Elementarteilchen sein, das die Energiebilanz im jungen Universum verändert haben könnte - sogenannte Dunkle Strahlung, erläuterte das europäische «Hubble»-Informationszentrum in Garching bei München.
Auch auf die Natur der etablierten, aber noch völlig mysteriösen anderen «dunklen» Komponenten des Weltalls - Dunkle Materie und Dunkle Energie - könnten die neuen Analysen Hinweise liefern, glaubt Riess.
«Diese überraschende Entdeckung könnte ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis jener geheimnisvollen Teile des Universums sein, die 95 Prozent von allem ausmachen und kein Licht aussenden, etwa Dunkle Energie, Dunkle Materie und Dunkle Strahlung.»