Foto: Sternwarten Bern

Astronomie
Berner Forscher beobachten erstmals tagsüber Weltraumschrott

Weltraumschrott ist die Pest für aktive Satelliten: Die Bahnen des Mülls müssen unentwegt beobachtet werden, weil sonst Kollisionen drohen. Dank der Uni Bern kann man das jetzt erstmals auch tagsüber tun. Dadurch steigen die Messdaten und die Unfallrate sinkt.
Publiziert: 28.08.2020 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2020 um 11:32 Uhr
Prof. Thomas Schildknecht, Direktor Observatorium Zimmerwald, wo es weltweit zum ersten Mal gelungen ist, die Distanz zu einem Weltraumschrott-Objekt mittels eines geodätischen Lasers bei Tageslicht zu bestimmen.

Forschenden der Universität Bern ist es weltweit zum ersten Mal gelungen, die Distanz zu einem Weltraumschrott-Objekt mittels eines geodätischen Lasers bei Tageslicht zu bestimmen. Die Distanzbestimmung am 24. Juni 2020 gelang am Swiss Optical Ground Station and Geodynamics Observatory Zimmerwald. Das teilte die Uni am Freitag mit.

Dass bei dem Thema Feuer im Dach ist, zeigte sich am 10. Februar 2009, als 800 Kilometer über Sibirien der aktive Telefoniesatellit Iridium 33 mit dem ausgedienten Kommunikationssatelliten Kosmos 2251 zusammenstiess. Der Aufprall erfolgte mit einer Geschwindigkeit von 11,7 Kilometern pro Sekunde und erzeugte eine Trümmerwolke aus über 2000 Bruchstücken grösser als 10 Zentimeter.

Innerhalb weniger Monate breiteten sich diese Trümmer weiträumig aus und drohen seither mit weiteren aktiven Satelliten zusammenzustossen. Dieses Ereignis war ein Weckruf für sämtliche Satellitenbetreiber, aber auch für die Politik.

Die Methode senkt die Gefahr von Kollisionen

«Die Problematik von so genanntem Weltraumschrott - ausgedienten künstlichen Objekten im Weltraum - erhielt eine neue Dimension», sagt Professor Thomas Schildknecht, der Leiter des Observatoriums Zimmerwald und Vizedirektor des Astronomischen Instituts der Universität Bern.

Auf manchen Umlaufbahnen herrscht Dichtestress. «Die Europäische Weltraumagentur Esa verarbeitet für ihre Satellitenflotte tausende von Kollisionswarnungen pro Satellit und Jahr und führt dutzende von Manöver pro Jahr durch», schreiben die Berner Wissenschaftler.

Bisher waren die Bahnen der Trümmer nur vergleichsweise rudimentär zu erfassen, «nur auf einige hundert Meter», erklärt Schildknecht. Und aus technischen Gründen konnte nur nachts beobachtet werden. Um zu entscheiden, ob ein teures Ausweichmanöver nötig ist, müsste man es aber genauer wissen.

Und hier treten die Berner auf den Plan: Ihre «Satellite Laser Ranging"-Methode verbessert die Bahngenauigkeit auf wenige Meter. Und da sie auch tagsüber funktioniert, gibt es weniger gefährliche Beobachtungslücken.

(SDA)

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