Wachstum sonst gehemmt
Möwen-Küken wollen lieber Fisch statt Brot

Egal, welche Speisen kleine Kinder vorgesetzt bekommen: Viele wollen doch am liebsten Nudeln essen. Bei Silbermöwen-Küken ist das ähnlich. Ihr Favorit hat Flossen.
Publiziert: 13.07.2024 um 07:37 Uhr
Möwen fressen Fischreste in einer Abfalltonne vor dem Fischmarkt in Hamburg. (Archivbild)
Foto: MARCUS BRANDT
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Silbermöwen durchwühlen häufig Mülleimer oder schnappen ahnungslosen Touristen das Eis aus der Hand. Man könnte meinen: Sie stehen auf menschliches Essen. Eine Studie im Fachblatt «PeerJ» kommt nun zu dem Schluss, dass zumindest junge Möwen eindeutig Fisch bevorzugen - selbst wenn sie mit menschlichem Essen aufgewachsen sind.

Für die Untersuchung zog das Forschungsteam der Universität von Exeter in Grossbritannien insgesamt 27 Silbermöwen-Küken (Larus argentatus) gross. Bei den Küken handelte es sich um Waisen, die nicht wieder mit ihren Eltern zusammengebracht werden konnten. Ein Teil erhielt überwiegend eine «Stadt-Kost» aus Brot und Katzenfutter, die anderen überwiegend eine «Meeres-Kost» aus Fisch und Muscheln.

An Tag 5, 10, 15 und 35 hatten alle Küken die Wahl: Sie konnten sich aussuchen, aus welchem von vier Schälchen sie ihr Futter pickten. Die meisten kleinen Seemöwen entschieden sich für Fisch. Muscheln und Katzenfutter wurden ab und zu angerührt. Brot hingegen nahmen die Küken nur in den Schnabel, wenn alle anderen Schälchen leer waren.

Dazu passen laut der Studie Beobachtungen in der Natur. Silbermöwen-Eltern bieten ihren Küken eine fischhaltigere Kost an als die erwachsenen Möwen fressen, solange sie noch keine Eltern sind. Das Forschungsteam weist darauf hin, dass Brot beispielsweise weniger Protein und andere wichtige Nährstoffe enthält als Fisch.

«Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Küken, selbst wenn sie mit einer «Stadt-Kost» aufgezogen werden, die nur in der Nähe von Menschen zu finden ist, als Erwachsene wahrscheinlich nicht nach städtischer Nahrung suchen werden», erklärte Erstautorin Emma Inzani. «Menschliche Nahrung ist oft verlässlich vorhanden und leicht zu bekommen - aber wenn Fisch verfügbar ist, bevorzugen sie ihn eindeutig.»

Inzani weist darauf hin, dass die Fischbestände rund um Grossbritannien zurückgingen, wohingegen Speiseabfälle in menschlichen Siedlungen oft einfach zugänglich seien. Deswegen mache es für die Silbermöwen wenig Sinn, viel Energie für die Futtersuche im Meer aufzuwenden. Mehr als drei Viertel der Silbermöwen in Grossbritannien brüteten mittlerweile in Stadtgebieten.

«Tiere können in städtischen Gebieten leben und diese für menschliche Lebensmittelabfälle nutzen», ergänzte Mitautorin Neeltje Boogert. «Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass es ihnen gut geht oder dass sie diese Nahrung bevorzugen.» Sie machten vielmehr einfach das Beste aus einer schlechten Situation.

In der Studie kam auch heraus, dass die mit einer «Stadt-Kost» grossgezogenen Küken im Schnitt nicht ganz so schnell wachsen. Die 27 Küken wurden übrigens, nachdem sie flügge geworden waren, in die Natur entlassen.

Das Wissenschaftsteam befürwortet weitere Forschung, die sich mit den Auswirkungen des Futters auf das Leben der Jungtiere beschäftigt. Möglicherweise hänge auch die Gesundheit und das Brutverhalten der erwachsenen Vögel von dem Futter ab, das sie als Küken bekommen haben.

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