Verhaltensbiologie
Grünmeerkatzen: Flexible Männchen und konservative Weibchen

Flexible Männer und konservative Frauen: Das Lernverhalten der Grünen Meerkatzen, einer häufigen Affenart im südlichen Afrika, unterscheidet sich nach Geschlecht.
Publiziert: 30.08.2018 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:32 Uhr
Bei den Grünen Meerkatzen sind die Weibchen die Hüterinnen des Wissens, während die wandernden Männchen sich anpassen müssen. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/AP/BEN CURTIS

Dies geht aus einer in der Zeitschrift «Current Biology» veröffentlichten Studie von Forschern aus der Schweiz und Grossbritannien hervor. Sie zeigt, dass die Lernprozesse bei diesen Primaten sehr komplex sind.

Erica van de Waal und Axelle Bono vom Lehrstuhl für Ökologie und Evolution der Universität Lausanne (Unil) führten die Untersuchung in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universitäten Zürich und St. Andrews (GB) in Südafrika durch.

Professorin van de Waal hatte 2010 das Projekt «Inkawu Vervet» gegründet, um die sozialen und kognitiven Fähigkeiten dieser kleinen Affen in ihrem natürlichen Lebensraum zu untersuchen. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, welches Individuum einer Gruppe die Grüne Meerkatze auswählt, um von diesem eine neue Ernährungstechnik zu erlernen.

Dies hängt laut den Forschern von mehreren Dingen ab: dem Geschlecht des Lehrlings, dem Geschlecht des Lehrers und dem Erfolg des Lehrers beim Vorzeigen der Ernährungstechnik.

Die Forscher verwendeten eine «künstliche Frucht» in Form einer Schachtel. Diese konnte entweder an ihrem weissen Ende oder an ihrem schwarzen Ende geöffnet werden, um an ein Apfelstück zu gelangen.

Wenn das dominante Weibchen sich der Schachtel näherte, sorgten die Forscher mittels einer Fernbedienung dafür, dass es das Apfelstück nur von einer Seite bekommen konnte (in einigen Gruppen schwarz, in anderen weiss).

Die dominanten Männchen wurden auf die gleiche Weise trainiert, um das andere Ende der künstlichen Frucht zu verwenden, aber die Wissenschaftler sorgten dafür, dass diese fünfmal mehr Nahrung als erhielten als die Weibchen.

«Unsere Frage war dann: Kopieren die anderen Mitglieder der Gruppe trotz dieser Abweichung weiterhin die Weibchen oder lassen sich eher vom grösseren Nahrungserfolg der Männchen verführen?», wird Erica van de Waal im Communiqué zitiert.

Die männlichen Lehrlinge zeigten eine deutliche Tendenz, das Verhalten des besonders erfolgreichen dominanten Männchen zu imitieren. Die Weibchen der Gruppe dagegen blieben trotz des mässigen Erfolgs bei der Nahrungssuche ihrer «Chefin» treu.

«Wir gehen davon aus, dass es für Weibchen besonders wichtig ist, starke und enge soziale Bindungen zu den anderen Geschlechtsgenossinnen in der Gruppe zu entwickeln und zu pflegen, mit denen sie ihr ganzes Leben lang zusammen verbringen werden», erklärt van de Waal.

«Sie sind weniger bereit, die Männchen zu kopieren, die eines Tages die Gruppe verlassen werden und daher weniger geneigt sind, langfristig ein lokal effizientes Fressverhalten zu entwickeln», erklärt die Expertin.

Bei den Grünmeerkatzen verlassen junge erwachsene Männer ihre Gruppen, um sich anderen Gemeinschaften anzuschliessen, die in verschiedenen Gebieten leben. Weibchen hingegen bleiben ihr ganzes Leben lang in der Gemeinschaft, in die sie hinein geboren wurden.

Für wandernde Männchen ist die Ausgangslage deshalb anders, wie Axelle Bono, Erstautorin der Studie und Doktorandin im Team von Erica van de Waal, betont: «Um sich in eine neue Gruppe zu integrieren, muss man flexibel und anpassungsfähig sein. Dies treibt die Männchen dazu, die effizientesten Strategien zu übernehmen.»

Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass die Weibchen die besseren Hüterinnen des lokalen Wissens sind, insbesondere im Hinblick auf die Nahrungsbeschaffung.

Grüne Meerkatzen sind in weiten Teilen Afrikas südlich der Sahara verbreitet und bewohnen teilweise sowohl Bäume als auch Boden. Sie leben in grossen, gemischten Gruppen mit komplexer Rangordnung. Die Allesfresser halten sich gerne in der Nähe von Menschen auf.

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